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Saxl, Fritz [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1915, 6.7. Abhandlung): Verzeichnis astrologischer und mythologischer illustrierter Handschriften des lateinischen Mittelalters: [1] In römischen Bibliotheken — Heidelberg, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.34065#0133
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Bepierkungen zu den Tafeln.

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III, 2521 Anm.; KuGLER, Sternkunde Babels II, 1, 19 f. Im Griechischen
ist der Planet Venus bald als männlich (Phaethon), bald, nach babylonischem
Vorgang, als weiblich ('Acppo8iT7j<; aoTYjp) betrachtet worden. [BoLL.]
Auch im mittelalterlichen Orient ist Venus manchmal männlich dar-
gestellt; vgl. ,,Der Islam" a. a. 0. S. 174.
Abb. 42. Zweifellos Iiegt direkte Bildtradition von der Antike vor. Vgl.
die Figür des Atlas etwa mit dem Atlas Farnese. Vgl. damit die verlorene
Atlasstatue, die MiGHAEL Sccrus beschreibt, und die Abbildüng in den
Scotushandschriften (BoLL, Sphaera, S. 440, 2).
Abb. 43. Die Darstellüng legt die Vermütüng nahe, daß dem Zeichner
eine der charakteristischen, archaischen Kopftypen vorgeschwebt hat. Die
Vermütüng wird dadürch bestätigt, daß wir genaü denselben Kopftypüs
aüch aüf andern Blättern der Handschrift finden. Diese Tatsache er-
scheint aüf den ersten Blick erstaünlich, allein eine genaüere Unter-
süchüng Iehrt, daß dieser archaische Typüs im 15. Jahrhündert eine ge-
wisse Berühmtheit hatte. Er war seit den Reisen des Gyriacüs von Ancona
den Künstlern güt bekannt. Ich erinnere an jenen Mercür des Gyriacüs, der
von DüRER verwendet würde (vgl. OTT0 JAHN, Aüs der Altertümswissenschaft,
8. 333ff.). Daß ihn aüch die Künstler diesseits der Alpen ergriffen haben,
dafür sei die Mercürdarstellüng aüf dem Odyssee-Gassone irn Besitz des
Grafen Lanckoronski in Wien als Beweis angeführt. Möglicherweise war es
sogar dieser berühmte Mercürkopf des Gyriacüs, den der Illüminator ünserer
neapolitanischen Handschrift vor Aügen hatte. Es wäre allerdings aüch nicht
aüsgeschlossen, daß der Künstler am Hof der Arragonesen wirklich eine
derartige antike Plastik gesehen hat ünd von dieser direkt angeregt wurde.
Abb. 44. Eine singüläre Darstellüng des Getüs als Krokodil. Die genaue
Anlehnüng an das antike Vorbild erklärt die natürgetreue Darstellung.
Abb. 45. Über die Darstellüng des Schützen als zweibeinigen Silen
(Krotos) mit Pferdefüßen ünd Roßschweif vgl. BoLL, Sphaera S. 131.
 
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