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Schubert, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 1. Abhandlung): Die sogenannten Slavenapostel Constantin und Methodius: ein grundlegendes Kapitel aus den Beziehungen Deutschlands zum Südosten — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34072#0020
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12

H. V. SCHUBERT:

Trier, einzutretenL Der Gegensatz der beiden Systeme trat immer
wieder scharf zutage: die germanisch-iandeskirchliche und die
römisch-universale Fassung des Problems von Staat und Kirche.
Nikolaus nahrn die letztere in so weitem Umfang auf, daß er auch
die Aufgabe der Glaubensausbreitung hineinzog, die zum kirchlichen
Programm der Karofinger in engster Verbindung mit ihrem politi-
schen gehört hatte. 864 bestätigte Nikolaus in feierlicher Form
dem greisen Anskar von Hamburg die Legation des Nordens
unter Dänen und Siaven und sandte an den Dänenkönig Horich
Boten und Geschenke; an die Slaven kam man an dieser Stelle
noch nicht heran. Aber was im Nordosten nicht ging, schien jetzt
im Südosten zu gelingen: eine Legation unter den Slaven unter
unmittelbar päpstficher Führung, als Flankensicherung der Bul-
garenmission. Vielleicht konnte man St. Peter wieder eine un-
mittelbar zur Verfügung stehende Provinz schaffen und damit
zugleich mit dem griechischen den fränkischen Einfluß auf
höchst erwünschte Weise eindämmen. So hatte es Bom zuvor
gemacht, als es dem Angelsachsen Wynfrith-Bonifaz die deutsche
Legation übertrug und eine römische Kirchenprovinz ur-
sprünglich nicht-fränkischen Gepräges schuf; so einst, als es
den römischen Mönch Augustin den Angelsachsen selbst hinüber-
sandte, die zwischen der fast romfreien fränkischen Landeskirche
und der ganz romfreien iro-keltischen Mönchskirche saßen und sich
als die trefflichsten Werkzeuge erwiesen, schließlich beide für
Rom wiederzugewinnen. Ähnliches ließ sich jetzt auch erhoffen
von einer Slavenlegation.
Freilich, wie die Bulgarenmission ein Einbruch in die griechische
Einflußsphäre, so war diese Slavenmission ein Einbruch in salzbur-
gisch-bayerisches Arbeitsgebiet. Aber die Sache war kirchenrecht-
fich hier viel besser gelagert. Dort stand gegen Bom der 28. Kanon
der berühmten ökumenischen Synode von Chalcedon, wonach
alle in der Diözese Thrazien, afso aucli in Nieder-Mösien, d. h. nun
mindestens dem östlichen Bulgarien, unter den Barbaren entste-
henden Bistümer Byzanz zu unterstellen waren; hier ließ sich
geltend machen, daß bis zu einem byzantinischen Wilfkürakt 732
das ganze fllyricum, das Pannonien (Pannonia I u. ff, AMleria
ripensis, Savia) mit dem Bistum Sirmium mitumfaßte, unter dem
i Mon. Gerrn., Bp. VI, 309ff., 338ff., 340ff., JAFFE^, Reg. pont. Rom.
No. 2788, 2884f.
 
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