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Schubert, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 1. Abhandlung): Die sogenannten Slavenapostel Constantin und Methodius: ein grundlegendes Kapitel aus den Beziehungen Deutschlands zum Südosten — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34072#0021
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Die sogen. Slavenapostel Constantin und Methodius.

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päpstlichen Vikariat in Thessalonich Rom unterstanden hatte^.
Man konnte also fränkischem Einspruch mit dem Hinweis auf
unverjährbare frühere Rechtsverhältnisse begegnen.
A^or ahem galt es, die Herzen der Slaven selbst zu packen, die
Bayern auszustechen. Sofort erhob sich die Sprachenfrage, zu-
nächst im Sinne des verständlichen Verkehrs und der verständ-
lichen Predigt. Der Römer Augustin hatte sich, als er über den
Kanal ging, mit sächsisch sprechenden Priestern von der nord-
fränkischen Küste geholfen; Bonifaz nahm von der Mosel den
Franken Gregor mit nach Thüringen und HessenT Am besten
waren ein paar des Slavischen vöhig mächtige Griechen mit römi-
schen Neigungen. Ein solches Paar lief dem Papst in die Arme.
Oder zog er sie hinein ? Unsere sicheren Quehen geben keine Ant-
wort. Nur, daß sie es bereits mit Hadrian II. zu tun hatten,
wissen wir.
Vom deutschen Standpunkt aus hat man es von je beklagt,
daß Karl der Große von einem Ludwig dem Frommen abgelöst
wurde. Vom päpstlichen Standpunkt aus hat man noch mehr
Anlaß zu beklagen, daß Karls kuriales Gegenbild, Nikolaus I.,
867 einen so schwächlichen Nachfolger erhielt wie Hadrian II. Er
wurde schon 872 abgelöst durch den energischen Johann VIII.,
der 882 starb, aber diesem fehlte nun wieder, was jener besaß, der
geistliche Sinn. So verteilten sich die beiden Eigenschaften, die
zusammen Nikolaus so groß gemacht hatten, auf diese zwei Päpste.
Man kann denken, daß sie die weittragenden Aufgaben, clie ihnen
jener halbgelöst hinterlassen hatte, zu keinem befriedigenden
Ende führten.
Die Anknüpfung der Beziehungen Roms zu Constantin und
dadurch auch zu Methodius, werden durch gelegentliche Bemer-
kungen des Anastasius Bibliothecarius erhellt. Dieser merkwür-
i MANSi XIII, 808, XV, 167, Mon. Germ. Ep. VI, 43825m Es ist aber
sehr bemerkenswert, daß Nikolaus in diesem seinem großen Schreiben an
Kaiser Michael v. 25. Sept. 860 unter den einzelnen, dem röm. Vikariat v.
Thessalonich unterstehenden Provinzen die pannonischen so wenig mitnennt
wie die beiden Noricum. Damals herrschte noch die Rücksicht auf Salzburg
und das Frankreich. Dafür schlägt er Mösien ohne Unterscheidung von
I u. II mit zu Illyrien. Die Ansprüche auf Bulgarien tauchen in der Ferne
auf, und die Ausbreitung dieses Reiches über Dardania (mit Ochrida) bis
nach Epirus hin gab Rom auch ihm gegenüber eine rechtliche Handhabe.
^ Gregor. Magn. Reg. VI, 57, Mon. Germ., Epist. I, 43133^.; vita Greg.
c. 2, Mon. Germ., Script. XV, 65.
 
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