Metadaten

Schubert, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 1. Abhandlung): Die sogenannten Slavenapostel Constantin und Methodius: ein grundlegendes Kapitel aus den Beziehungen Deutschlands zum Südosten — Heidelberg, 1916

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34072#0023
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die sogen. Slavenapostel Constantin und Methodius. 15
von Constantinus, dem vir magnae sanctitatis, dem praeceptor
apostolicae vitae selbst gehört hatte und von dessen Schriftsteherei
zu Ehren des Clemens kannte^. Man sieht Constantin aus dem Kreise
des Photius in den des Anastasius ühertreten. Ein hochwihkomme-
ner Ankömmling, der solche Schätze brachte!
Aber der Mann besaß einen Schatz, der noch ganz andere
Wunder wirken sohte: nicht nur die Kenntnis der slavischen
Sprache — in der Umgebung von Thessalonich saß schon damals
slavische Bevölkerung —, sondern ein slavisches Alphabet. Es ist
durch einen der Briefe Papst Johanns sichergesteht, cfaß er in
Rom als Erfinder der litterae sclaviniscae bekannt wark Auch
in Bayern wußte man dann, daß sie noviter inventae seienk Er
war dacfurch zum slavischen Ulfilas, zum Schöpfer eines slavischen
Schrifttums geworden. Wie weit er selbst schon daran Hand ange-
legt hatte, wissen wir nicht. Aber es ist wahrscheiniich, cfaß sein
Beweggrund derselbe war, der Ulfilas leitete, eine Ubersetzung der
Bibel zu Zwecken der Mission zu schaffen, und daß er selbst damit
den Anfang gemacht hatte.
Von Methocfius hören wir urkundhch noch nichts. Der andere
wird ihn überstrahlt haben. Aber er muß sich als Mann der Tat
dem Papst stark empfohlen haben. Während Constantin verschwin-
det, taucht quidam Graecus Methodius im salzburgischen Missions-
gebiet inPannonienauf — der 2.Akt unseres Geschichtsdramas—,
schon 869 oder 870, und bringt durch seine Neuerungen in den
Augen der Bayern alles durcheinander. Er tritt ganz wie Constan-
tin als gelehrter Grieche auf, der völlig neumodische siavische
Kenntnisse besitzt. ,,Er untergräbt mit seiner neuen Schrift die latei-
nische Sprache und die römische Lehre und die offizielle lateinische
Schrift, in seiner Philosophenart, und entwertet cfie Messe und die
Evangelienlesung und das ganze kirchliche Offizium der deutschen
Priesfßr, die fateinisch zelebrieren'^-—so klagt eine fange Denk-
schrift, die, im salzburgischen Sprengel entstanden, mit salzbur-
^ Ep. ad. Gaud. c. p. 2.
2 Litteras Sclaviniscas a Constantino quondam philosopho reppertas,
Mon. Germ. Ep. λΤΙ, 2233@i. Über die Echtheit des Briefes s. u. S. 22.
3 Conversio Bagoar. c. 12, M. G., Scr. XI 1326 f.
^ Usque dum quidam Graecus Methodius nomine noviter inventis
Sclavinis litteris linguam Latinam doctrinamque Romanam atque litteras
auctorales Latinas philosophice subterducens (oder subducens, cod. super-
ducens) vilescerefecit cuncto populo ex parte (Sclavorum?) Missas et evan-
gelia ecclesiasticumque officium illorum, qui hoc Latine celebraverunt.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften