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Schubert, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 1. Abhandlung): Die sogenannten Slavenapostel Constantin und Methodius: ein grundlegendes Kapitel aus den Beziehungen Deutschlands zum Südosten — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34072#0040
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32 H. v. ScHUBERT: Diesog. SlavenapostelQonstantinundMethodius.
Machtgebiet zieht sich südiich ein Gürtel sla\dscher Völker, von denen
die westlichen, Slovenen und Kroaten, kirchlich mit Rom, die öst-
lichen, Serbenund Bulgaren, kirchlichmit Rußland gehen. Vieheicht,
daß die Aufrichtung eines Großbulgarien und sein Hineinziehen
in die abendländische Gruppe die letzteren zu einer Änderung
auch ihrer kirchlichen Gesamtstehung veranlaßt. Es gibt im
Orient kleine Kirchenkörper, die sich, unter Beibehaltung ihrer
Eigenart auf liturgischem und disziplinärem Gebiete, also nament-
lich ihrer nationalen Kirchensprache, Rom zu verschiedenenZeiten
unterworfen und ,,uniert" haben; Rom verfuhr also auch später
noch so elastisch wie vorübergehend Johann VIII. im Jahre 880.
,,Unierte" Kirclien mit altslavischer Kirchensprache sind die
griechisch-ruthenische in Österreich-Ungarn und — eine kleine bul-
garische von etwa 13000 Seelen, die seit 1861 und 1876 besteht. Die
letztere würde also nur zu erweitern sein. Und in der Tat wurden
1913 nach dem Frieden von Bukarest, der die Macedobulgaren
im alten, einst Rom unterstellten Illyrien, teils unter Serbien,
teils unter Griechenland stellte, ernsthafte Bemühungen in dieser
Richtung gemacht^. Sie traten zurück, aber soeben lesen wir, daß
die Regierung des persönlich noch römisch-katholischen, siegrei-
chen Zars Ferdinand den gregorianischen Kalender einführen
läßt, womit eines der störendsten Hindernisse zwischen abend-
ländischem und morgenländischem Ritus, ja zwischen westlicher
und östlicher Kultur gefallen und eines der auffallendsten Kenn-
zeichen der ,,unierten" Kirchen aufgerichtet ist.
Wenn auch nicht in der Stärke wie im 9. Jalrrhundert, aucli
heute noch ist ein enger Zusammenhang der kirchliclren und poli-
tischen Vorgänge festzustellen. Auch daran denken wir, wenn
wir zur Stunde Deutsche und Bulgaren Schulter an Schulter
bereit stehen sehen, gegen Thessalonich-Saloniki vorzurücken,
der Geburtsstätte der Brüder Constantin und Methodius.
^ Vergl. Christl. Welt 1913, 8p. 401. Für die Stimmung der Bulgaren
gegen das ökumen. Patriarchat in Konstantinopel vor den Balkankriegen
sehr lehrreich das Buch von C. BojAN, Les Bulgares et le Patriarche oecu-
mönique ou comment le Patriarche traite les Bulgares. Par., Leipz. u. Neu-
chatel 1905. Vgl. auch E. REiNHARDT, Die Entstehung des bulgar. Exarchats
(Erl. Diss.) 1912, und für das ganze Problem pFEiLCHiFTER, Die Balkan-
frage in der Kirchengeschichte (Freib. Rektoratsrede 1913), nam. S. 75ff.
 
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