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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Walleser, Max [Bearb.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 12. Abhandlung): Aparimitāyur-jñāna-nāma-mahāyāna-sūtram: nach einer nepalesischen Sanskrit-Handschrift mit der tibetischen und chinesischen Version — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34083#0015
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Aparimitäyur-jnäna-näma-mahäyäna-sutram.

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Tibeiischen zusammengehen. Tatsächlich handelt es sich hier
überall umEinfügung vonKlischees, diedemAbschreiber geläuhg
waren und, man möchte sagen, von selbst einhossen, sobald sich
die Gelegenheit dazu bot. Auch da, wo sich in der Reihenfolge
und Anordnung der Sätze Unterschiede zwischen der tibetischen
und Sanskritversion herausstellerg wird man der erste;ren größere
Bedeutung beizumessen haben und sie bei der Herstehung eines
kritischen Textes als maßgebend betrachten dürfen. Wesenhich
anders verhäh es sich mit der chinesischen Übertragung. Ihre
sehr erhebiichen Erweiterungen sind wohl ausnahmslos auf die
Bearbeitung des Übersetzers zurückzuführen, entsprechend deir
häußg beobachteten Tatsache, daß die chinesischen Versionen
eher freie Paraphrasen sind., als daß sie auf t.reue Wiedergabe
der indischen Urtexte Anspruch machten. Es ergibt sich hieraus,
daß man bei der Textrekonstruktion von ihrer Berücksichtigung
absehen kann, ohne eine Beeinträchtigung der Genauigkeit be-
fürchten zu müssen.
Die erheblichen Abweichungen der chinesischen Übersetzung
von dem überlieferten Sanskrittext sind also wohl nicht etwa
darauf zurückzuführen, daß dieser von der jener zugrande
liegenden Vorlage erheblich abgewichen hätte, sondern sie er-
klären sich ebenso wie die Divergenzen der sonstigen Versionen
und Handschriften durch die Gepflogenheih den Text durch Zu-
sätze, die jedem Kenner der buddhistischen Literatur geläutig
sein mußten, zu erweitern. So ist die Beifügung der Attribute
„mit geschwundenen Gebrechen" GtsMmSfmuj usw. den üb-
lichen Einleitungen der Prajnäpäramitä-Texte entnommen; die
Schilderung des .Weitelements Aparimita-guna-sancayä
zeigt Anklänge an die Beschreibungen des Sukhävati-vyübaÜ, die
Angaben über die vier Lokapälas (Weltbeschützer) erinnern an
die über die ganze Literatur zerstreuten Aufzählungen der Namen
lhrer Machtgebiete und der ihnen unterworfenen GeisterP) Diese
Selbständigkeit des Fä-thien (Dharmadeva) seiner Vorlage gegen-
über dürfte darauf zurückzuführen sein, daß der Text für ihn
kein besonderes praktisches Interesse hatte. So konnte es auch
kommen, daß tatsächlich das Mantra gar nicht in seinem sanktio-
nierten Umfang von 108 Silben, sondern durch die Weglassung
der Stelle om usw. erheblich gekürzt mitgeteilt wird.
0 Vgl. z. B. Sacred Books of the East v. XLIX part II; BEAL, Catena, p. H7.
0 Vgl. besonders BEAL, Catena, p. 73.

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