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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0041
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AAAMundXQH.

41

Herr geriet in Zorn uber mich und verbannte mich mit meinen
Engeln von unserer Herrlichkeit. . . /h
Durch diesen doppelten Honflikt, erst mit Adam, dann mit
Gott, wird die Figur Satans zu einer höchst febendigen Gestaft
\mn Fleisch und Blut, begabt mit den stärksten Instinkten des
Hellenismus. Scharf ausgeprägtes Ranggefühl dem Gleichgestellten
gegenüber, ehrgeizige Sucht, mit dem Höheren zu rivalisieren,
treiben ihn zu Aufsässigkeit und Rebellion, unauslöschlicher Haß
folgt aus seiner doppelten Niederlageh Aber der Legende ist es
nicht um realistisches Gestalten zu tun. Sie verfolgt mit der Vor-
geschichte Satans nur ihre eigenen auf Adam bezüglichen Zwecke.
Erstens sucht sie auf diese Weise an Satans Machtgelüsten eine
Folie für Adams gottgewollte Größe zu gewinnen. Adams Gott-
ähnlichkeit ist heiliges Recht, weil von Gott bestimmt, Satans
Streben nach Gottgleichheit ist vermessener Frevel. Der Akzent
liegt dabei lediglich auf der Unterscheidung zwischen Bestimmung
und eigener Initiative. Ethisch ist in der Legende diese Wertung
durch nichts begründet; verständlich ist sie nur vom Standpunkt
der Souveränität des Herrscherwillens aus. Der ganze Gegensatz
scheint schon erschöpft mit den Begriffen legitim und illegitim,
mit den weltlichen Vorstellungen Kronerbe und Kronprätendent.
Denn auf feinere Unterschiede wie etwa zwischen Streben nach
göttlichem Wesen (bei Adam) und Streben nach göttlicher Macht
(bei Satan) läßt sich die Legende nicht ein. Sie hat nur clie Rang-
frage im Auge und entscheidet nur durch die Machtfrage. Was sie
an Adam sanktioniert, ist das Königtum von Gottes Gnaden,
was sie an Satan brandmarkt, ist politisches Rebellentum, und
da bei der Beurteilung politischen Rebellentums der Ausgang zu
entscheiden pflegt, so resultiert ein Recht zu solcher Brandmar-
kung nur aus seiner Niederlage. Im Grunde beseelt die Legende
bei der Schiiderung Beider der gleiche vitale Trieb des Hellenis-
mus: das an der Vorstellung der sozialen Stufenleiter der Welt er-
wachsene Uber-sich-hinaus-Begehren. Im Grunde sind die helle-
Michaei zukommt), ,,und alle Heiligen verneigtensich vor ihm." AMELiKEAU
II p. 158sq.
^ Wie lebendig und menschlich man ihn aufgefaßt hat, geht schon aus
Aüta 12 hervor, wo sein Bekenntnis mit den mitleidigen Worten eingeleitet
wird ,,und aufseufzend sprach der Teufel". Vgl. dazu die Klage des Satan
in der Vita des Antonius von Athanasius c. 41 ούχέτί τόπον εχω, ού βέλος ού
πόλί.ν. πκντίχχοΰ χριστικνόί γεγόνασί.
 
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