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Gradenwitz, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Steiner, Alfons [Bearb.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 2. Abhandlung): Fragment einer Inschrift über Prozessrecht: Spanien, römische Kaiserzeit — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34073#0007
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Fragment einer Inschrift über Prozeßrecht.

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des: Z. 1 redet vom dies iudicii, aber nicht von einem bestimmten,
sondern ailgemein vom Termin bei den aus unserer lex resultieren-
den iudicia. Z. 2 handelt, in Fortführung des Themas, über Propo-
sition der Gerichtstermine durch den prozeßleitenden Magistrat,
während Z. 3 m. E. einen besonderen Fah von ediktaler Ladung^
behandelt. Das Ganze paßt wohl am besten ins iudicium publi-
cum, insonderheit Z. 3, wonach der Magistrat drei Tage iang,
anscheinend vor dem Beginn des Verfahrens in iudicio, die Ladung
zum Termin zu proponieren hat. Für solche dreitägige Frist bie-
ten sich Analogien im iudicium publicum. In der lex Acilia (Br.
Fo. 10) Z. 43 wird ergänzt: Tei he eu re^ iudicium fieri oportebit,
ter/^Ro dfe /ncho mdicfnm /icük Ferner bezeugt eine Papinianstelle
im Titel: de publicis iudiciis die Ladung des Angeklagten mit
dreitägiger Frist und zwar Tag für Tag in ediktaler Forrn. Es
heißt dort (D. 48, 1, 10 pr.): Inter accusatorem et reum cognitione
suscepta excusatio pro absente iustis rationibus admittitur: nec
per triduum per singulos dies ter citatus reus damnetur vel de
accusatoris absentis praesente reo calumnia pronuntietur^. Urn
einen ähnlichen Fall ediktaler Ladung handelt es sich m. E. auch
in Z. 3 unseres Fragments, worüber noch des Näheren zu handeln
ist im Zusammenhang der Ausführungen über L. Acilia Z. 42 u.
43 (vgl. unten S. 9).

b) 2. Teil.
Der zweite Abschnitt unseres Fragments beginnt mit item si
(Z. 3). Das Thema von Teil 1 wird also weiter besprochen und zwar
in einem Konditionalsatz. Nach Z. 4 zu schließen redet der 2. Teil
des Fragments vom iudex. Z. 4 beginnt: ] ern, qui inter eos iudi-
care debebit. Ich ergänze dem iudicare entsprechend den Anfang
iudicjem. qui bezieht sich auf den Richter, welcher also vorher
genannt sein muß. eos bezieht sich auf die Parteien, unter welchen
der Richter zu erkennen hat. Zweifellos handelt Z. 4 vom iudicie-
renden Einzel-iudex. Z. 5 redet vom Termin und zwar von einern
i Über ediktafe Terminbestimmung vgl. Cic. dom. 45: prodicta die,
quo die iudicium sit futurum; ferner MoMMSEN, R. Strafrecht p. 395 f.
s Vgl. auch Macrob. Saturn. 1, 10: Augustus ... in legibus iudiciariis
triduo servari ferias iussit; ferner Festus (Br. Fo. p. 32): Res conperendi-
nata significat iudicium in tertium diem constitutum.
^ Zur Stelie vgl. MoMMSEN, R. Strafrecht p. 332 f. u. 333p ferner HESKY,
Wiener Studien 25, 282.
 
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