Die Beziehungen, auf die diese Mitteilung zum erstenmal
hinzuweisen glaubt, betreffen das Verhältnis von Runges Gemälde
der Morgen in der Hamburger Kunsthahe zu einem Kunstwerk
der späten Gotik, das von Eduard Manets Historienbild Er-
schießung des Kaisers Maximiiian in der Mannheimer Kunst-
hahe zu einer älteren französischen Buchillustration und das
einer Radierung von Goya zu einem Stich nach einer Vorlage
des alten Brueghel. In allen drei Fällen sprechen wir von An-
regung und vermeiden das beliebte Wort Entlehnung, weil wir
auf dem Bereich dieser Niederjagd zunächst jede — sagen wir:
ethische Bewertung des Verhältnisses im Sinn einer Abhängigkeit
und Beeinflussung ausgeschaltet haben möehten und nur ein ganz
allgemeines Kausalitätsverhältnis in Betracht ziehen.
1.
Über Otto Runge hat ANDREAS AuBERT eines der feinsten
Bücher geschrieben, die die neuere Kunstliteratur besitzt. Er
ist es auch, der auf zwei allgemeine Anregungen hingewiesen hat,
die sich um 1803 bei Runge geltend machten, als er in Dresden
die erste Fassung seiner Tageszeiten gestaltete. Bei der Wich-
tigkeit, die Jakob Böhme in seiner Vorstellungswelt einnahm,
ist es nicht zu verwundern, daß Titelkupfer von holländischen
Ausgaben der Werke Böhmes^ ihm Motive und Elemente bildlicher
Anregung lieferten: man findet dort den Sektor der Erdkugel,
die aufgehende Morgenröte dahinter, eine Lilie, die aus der Erde
sprießt, Genien auf Wolken um das Symbol der Dreieinigkeit.
Weiter sagt AuBERT: zu den Eindrücken, die für Runges Lebens-
werk von bleibender Bedeutung waren, gehörte auch ein Besuch
in Meißen im Frühsommer 1803, zusammen mit dem jüngeren
Hardenberg, einem Bruder des verstorbenen Novalis. Der alte
gotische Dom erregte seine höchste Bewunderung. ,,Bei der
Meissener Kirche, schrieb er seinem Bruder, ist mir ein Gebäude
für meine Bilder recht wieder eingefallen; auf die Art müßte es
i Über holländische Übersetzungen von Jakob Böhmes Werken vgl.
meinen Rembrandt, 2. Auflage S. 604.
hinzuweisen glaubt, betreffen das Verhältnis von Runges Gemälde
der Morgen in der Hamburger Kunsthahe zu einem Kunstwerk
der späten Gotik, das von Eduard Manets Historienbild Er-
schießung des Kaisers Maximiiian in der Mannheimer Kunst-
hahe zu einer älteren französischen Buchillustration und das
einer Radierung von Goya zu einem Stich nach einer Vorlage
des alten Brueghel. In allen drei Fällen sprechen wir von An-
regung und vermeiden das beliebte Wort Entlehnung, weil wir
auf dem Bereich dieser Niederjagd zunächst jede — sagen wir:
ethische Bewertung des Verhältnisses im Sinn einer Abhängigkeit
und Beeinflussung ausgeschaltet haben möehten und nur ein ganz
allgemeines Kausalitätsverhältnis in Betracht ziehen.
1.
Über Otto Runge hat ANDREAS AuBERT eines der feinsten
Bücher geschrieben, die die neuere Kunstliteratur besitzt. Er
ist es auch, der auf zwei allgemeine Anregungen hingewiesen hat,
die sich um 1803 bei Runge geltend machten, als er in Dresden
die erste Fassung seiner Tageszeiten gestaltete. Bei der Wich-
tigkeit, die Jakob Böhme in seiner Vorstellungswelt einnahm,
ist es nicht zu verwundern, daß Titelkupfer von holländischen
Ausgaben der Werke Böhmes^ ihm Motive und Elemente bildlicher
Anregung lieferten: man findet dort den Sektor der Erdkugel,
die aufgehende Morgenröte dahinter, eine Lilie, die aus der Erde
sprießt, Genien auf Wolken um das Symbol der Dreieinigkeit.
Weiter sagt AuBERT: zu den Eindrücken, die für Runges Lebens-
werk von bleibender Bedeutung waren, gehörte auch ein Besuch
in Meißen im Frühsommer 1803, zusammen mit dem jüngeren
Hardenberg, einem Bruder des verstorbenen Novalis. Der alte
gotische Dom erregte seine höchste Bewunderung. ,,Bei der
Meissener Kirche, schrieb er seinem Bruder, ist mir ein Gebäude
für meine Bilder recht wieder eingefallen; auf die Art müßte es
i Über holländische Übersetzungen von Jakob Böhmes Werken vgl.
meinen Rembrandt, 2. Auflage S. 604.