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G. NEUMANN :
Die grundlegende Übereinstimmung der beiden Bilder, die ich
hier in Abbildungen beigebe, ist, daß die Militärabteilung, die zur
Vohziehung des Urteils kommandiert ist, Hauptperson des Bildes
geworden ist und voh den Vordergrund einnimmt. Hier ist auch
gemeinsam der Platz, der von einer hohen Gartenmauer begrenzt
wird, hier die aufragenden Gewächse des Gartens. Da der erste
Manetsche Entwurf das Bild über den Köpfen der Figuren ab-
schneidet (MEiER-GRÄFE S. 184), so würde das Bekanntwerden
mit der Hlustration zeitlich darnach zu setzen sein. Auch einen
Offizier mit hochgehobenem Säbel wie der Entwurf bei MEiER-
GRÄFE S. 189 hat die Hlustration, aber zu Pferd. Was bei häufigem
Betrachten des Mannheimer Bildes stark auffällt, die seltsame
SchießsteHung der Füße des ersten Infanteristen links, diese
nämliche Fußstellung bringt die kleine IHustration in der zweiten
Reihe der Soldaten. Diese sind in Iiehrtstellung gegen den
Beschauer, die Gewehre präsentierend, Köpfe nach links, und hier
ist die Stellung der Füße vollkommen natürlich. Auf die äußerst
charakteristische Abweichung der rechten Bildseite komme ich
später zu sprechen.
Ich fand das kleine Bild in einem der damals meist gelesenen
historischen Bücher, in MiGNETS Geschichte der französischen
Revolution. Mit 200 Illustrationen nach Zeichnungen von Raffet
und anderen berühmten französischen Malern. Leipzig 1842,
Rengersche Verlagsbuchhandlung. Auf Seite 440, als Kopfstück
des Kapitels über das Direktorium, und zwar ohne Bezeichnung
cles Gegenstandes. Da in diesem Kapitel und den benachbarten
Teilen zwischen der berühmten Vendemiaire- und Brumaire-
schlacht zwar von Aufständen, Verschwörungen, aber nur von
einer einzigen Hinrichtung, eben der Unterdrückung des Vendee-
aufstandes durch Hoche und der Exekution von Gharette und
Stofflet die Rede ist, so ist das Bild mit Sicherheit auf das Ende
des berühmten Royalistenführers zu beziehen. Um 1830, am Ende
der Restaurationsregierung in Frankreich, kam die Hochblüte
der Napoleons- und Revolutionslegende; die Buchverleger warfen
sich auf diesen Gegenstand, gewannen bedeutende Künstler für
die Illustration, und was der Herausgeber von NoRVixs' Memoiren
vor zwanzig Jahren schrieb, daß NoRvms' Histoire de Napoleon
nur noch wegen der Bilder von Gharlet und Raffet Interesse finde,
gilt fast von der ganzen Gattung. Daß diese Bücher ins Deutsche
überset.zt wurden, bei uns einen guten Markt fanden, und daß
G. NEUMANN :
Die grundlegende Übereinstimmung der beiden Bilder, die ich
hier in Abbildungen beigebe, ist, daß die Militärabteilung, die zur
Vohziehung des Urteils kommandiert ist, Hauptperson des Bildes
geworden ist und voh den Vordergrund einnimmt. Hier ist auch
gemeinsam der Platz, der von einer hohen Gartenmauer begrenzt
wird, hier die aufragenden Gewächse des Gartens. Da der erste
Manetsche Entwurf das Bild über den Köpfen der Figuren ab-
schneidet (MEiER-GRÄFE S. 184), so würde das Bekanntwerden
mit der Hlustration zeitlich darnach zu setzen sein. Auch einen
Offizier mit hochgehobenem Säbel wie der Entwurf bei MEiER-
GRÄFE S. 189 hat die Hlustration, aber zu Pferd. Was bei häufigem
Betrachten des Mannheimer Bildes stark auffällt, die seltsame
SchießsteHung der Füße des ersten Infanteristen links, diese
nämliche Fußstellung bringt die kleine IHustration in der zweiten
Reihe der Soldaten. Diese sind in Iiehrtstellung gegen den
Beschauer, die Gewehre präsentierend, Köpfe nach links, und hier
ist die Stellung der Füße vollkommen natürlich. Auf die äußerst
charakteristische Abweichung der rechten Bildseite komme ich
später zu sprechen.
Ich fand das kleine Bild in einem der damals meist gelesenen
historischen Bücher, in MiGNETS Geschichte der französischen
Revolution. Mit 200 Illustrationen nach Zeichnungen von Raffet
und anderen berühmten französischen Malern. Leipzig 1842,
Rengersche Verlagsbuchhandlung. Auf Seite 440, als Kopfstück
des Kapitels über das Direktorium, und zwar ohne Bezeichnung
cles Gegenstandes. Da in diesem Kapitel und den benachbarten
Teilen zwischen der berühmten Vendemiaire- und Brumaire-
schlacht zwar von Aufständen, Verschwörungen, aber nur von
einer einzigen Hinrichtung, eben der Unterdrückung des Vendee-
aufstandes durch Hoche und der Exekution von Gharette und
Stofflet die Rede ist, so ist das Bild mit Sicherheit auf das Ende
des berühmten Royalistenführers zu beziehen. Um 1830, am Ende
der Restaurationsregierung in Frankreich, kam die Hochblüte
der Napoleons- und Revolutionslegende; die Buchverleger warfen
sich auf diesen Gegenstand, gewannen bedeutende Künstler für
die Illustration, und was der Herausgeber von NoRVixs' Memoiren
vor zwanzig Jahren schrieb, daß NoRvms' Histoire de Napoleon
nur noch wegen der Bilder von Gharlet und Raffet Interesse finde,
gilt fast von der ganzen Gattung. Daß diese Bücher ins Deutsche
überset.zt wurden, bei uns einen guten Markt fanden, und daß