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C. NBUMANN :
szene, massacre des Polonais, Soldaten links und Volk rechts
zu gleichen Hälften vertedt. Obwohl der feine Zeichnungsstil
unserer Ihustration von der vorwiegend malerischen Behandlung
Raffets abweicht, könnte doch ein Durchsehen der illustrierten
Bücher, an denen Raffet mitgearbeitet hat, des Musee de la revo-
lution, der Geschichte Napoleons von NoRViNS, der Revolution
von TmERS Erfolg versprechen und zur Entdeckung des Künst-
lers, wenn er denn nicht Baugniet ist, führen.
Bei der großen Verbreitung solcher illustrierter Bücher ist
es fast selbstverständlich, daß Manet das kleine Bild zu Gesicht
bekam. Er fand da nicht nur seine Iiomposition, sondern sogar
das schöne weiße Riemenzeug, das auf seinem ersten Entwurf
noch fehlt. Die Hüte konnten in Tschakos und Käppis verwandelt
werden usw. Alles entscheidende wurde natürlich echter Manet.
Dazu gehört vor allem clie Gruppe rechts, wo statt der Korporale
und des Trommlers der Feldwebel Platz genommen hat, der sein
Gewehr entsichert. Es ist dieselbe Platzfüllung durch Zuschauer;
nur daß Manet die beiden Korporale, die ihm vielleicht zu bourgeois-
haft posiert vorkamen (höchstens kann man es von dem links sagen;
es ist eine vorzügliche Gruppe) durch den Nichtzuschauer ersetzt hat.
Mag man das nun zugeben oder nicht, die Erfindung des Feld-
webels mit seinem Gewehr ist für Manet zu bezeichnend, als daß
nicht eine Schlußbemerkung dazu herausgefordert würde.
Das Buch DuRETS über Manet hat in wesentlichen Stücken
auch das deutsche Urteil über Manet geprägt, wie es denn von
E. WALDMANN ins Deutsche übertragen worden ist (Berlin 1910).
Seine Grundauffassung geht dahin, daß Manet von der Lehr-
zeit bei Couture an die Abneigung gegen die Überlieferung der
großen, der Historienmalerei und gegen die Aktmalerei nach ab-
gerichtetem Modell mitbekommen habe. ,,Saper hart fait de
traditions" sei seine Lebensaufgabe gewesen.
Daneben übernimmt DuRET die Wrteidigungsargumente
Manets, wie sie am klarsten in der Einleitung zu seinem Katalog
der Sonderausstellung von 1867 hervortreten: nie habe er prote-
stieren wollen; er lasse jede Kunst gewähren, dürfe also auch für
sich Freiheit der künstlerischen Persönlichkeit und Aufrichtigkeit,
die Dinge wiederzugeben, wie er sie sehe, beanspruchen.
Auch diese Unschuldspose Manets hat DuRET übernommen
und zeichnet seinen Manet als den reinen Toren, der nicht prote-
stiert, sondern nur das gute Recht seiner künstlerischen Existenz
C. NBUMANN :
szene, massacre des Polonais, Soldaten links und Volk rechts
zu gleichen Hälften vertedt. Obwohl der feine Zeichnungsstil
unserer Ihustration von der vorwiegend malerischen Behandlung
Raffets abweicht, könnte doch ein Durchsehen der illustrierten
Bücher, an denen Raffet mitgearbeitet hat, des Musee de la revo-
lution, der Geschichte Napoleons von NoRViNS, der Revolution
von TmERS Erfolg versprechen und zur Entdeckung des Künst-
lers, wenn er denn nicht Baugniet ist, führen.
Bei der großen Verbreitung solcher illustrierter Bücher ist
es fast selbstverständlich, daß Manet das kleine Bild zu Gesicht
bekam. Er fand da nicht nur seine Iiomposition, sondern sogar
das schöne weiße Riemenzeug, das auf seinem ersten Entwurf
noch fehlt. Die Hüte konnten in Tschakos und Käppis verwandelt
werden usw. Alles entscheidende wurde natürlich echter Manet.
Dazu gehört vor allem clie Gruppe rechts, wo statt der Korporale
und des Trommlers der Feldwebel Platz genommen hat, der sein
Gewehr entsichert. Es ist dieselbe Platzfüllung durch Zuschauer;
nur daß Manet die beiden Korporale, die ihm vielleicht zu bourgeois-
haft posiert vorkamen (höchstens kann man es von dem links sagen;
es ist eine vorzügliche Gruppe) durch den Nichtzuschauer ersetzt hat.
Mag man das nun zugeben oder nicht, die Erfindung des Feld-
webels mit seinem Gewehr ist für Manet zu bezeichnend, als daß
nicht eine Schlußbemerkung dazu herausgefordert würde.
Das Buch DuRETS über Manet hat in wesentlichen Stücken
auch das deutsche Urteil über Manet geprägt, wie es denn von
E. WALDMANN ins Deutsche übertragen worden ist (Berlin 1910).
Seine Grundauffassung geht dahin, daß Manet von der Lehr-
zeit bei Couture an die Abneigung gegen die Überlieferung der
großen, der Historienmalerei und gegen die Aktmalerei nach ab-
gerichtetem Modell mitbekommen habe. ,,Saper hart fait de
traditions" sei seine Lebensaufgabe gewesen.
Daneben übernimmt DuRET die Wrteidigungsargumente
Manets, wie sie am klarsten in der Einleitung zu seinem Katalog
der Sonderausstellung von 1867 hervortreten: nie habe er prote-
stieren wollen; er lasse jede Kunst gewähren, dürfe also auch für
sich Freiheit der künstlerischen Persönlichkeit und Aufrichtigkeit,
die Dinge wiederzugeben, wie er sie sehe, beanspruchen.
Auch diese Unschuldspose Manets hat DuRET übernommen
und zeichnet seinen Manet als den reinen Toren, der nicht prote-
stiert, sondern nur das gute Recht seiner künstlerischen Existenz