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WlLHELM SOLTAU:
andere moderne wissenschaftliche ForscheH, also größtenteils
Männer, welche die Selbstzeugnisse des Verfassers und damit die
Annahme verwerfen, daß ein Augenzeuge der Berichterstatter des
vierten Evangeliums gewesen seF. Für alle diese Gelehrten erwächst
aber damit die neue schwierige Aufgabe, zu erkfären, wie der
Name des Apostels Johannes so schnell und so allgemein
als der des Verfassers dieses Evangeliums angenommen worden sei.
Der Name Johannes für den Evangelisten komrnt, wie ED.
ScHWARTZ gezeigt hat, erst nach 150, etwa um 170 durch Irenaeus,
Epiphanius u. a. in allgemeinen Gebrauch. Selbst wenn nun
angenommen werden dürfte, daß die Kleinasiaten-Gemeinden sehr
bald geneigt gewesen sein werden, diesen Apostel, auf den sie die
Gründung ihrer Kirche zurückführten, als evangelischen Zeugen
anzusehen, so muß es doch scliwer denkbar, wenn nicht geradezu
undenkbar erscheinen, daß bei einer Fälschung des Namens die
Vertreter der römischen Kirche diesen Versuch ruhig hingenom-
men, ja diese Vermutung unbesehen angenommen und gebilligt
hätten, wenn jene sich nicht irgendwie auf eine ältere Tradition
hätten beziehen können.
Kurz: wer die Einheit des Evangeliums annimmt, daneben
aher die Autorschaft eines Apostels, eines Schriftstellers des
1. Jahrhunderts verwirft, hat die schwer lösbare Aufgabe zu
erfüllen nachzuweisen, wie eine derartige ,,Fälschung" so bald
allgemeine Anerkennung gefunden haben könnte. Hier helfen
nicht kleine Mittelchen, wie etwa die Annahme einer Verwechslung
des Evangelisten mit dem Presbyter Johannes. Nur ein solcher
Versuch darf genügen, der glaubhaft machen kann, daß mindestens
ein gewichtiger Teil des Evangeliums mit Recht auf einen dem
Meister nahestehenden Jünger zurückgeführt werden kann, auf
Grund dessen dann spätere Geschlechter weitergebaut haben.
Fälschungen gewöhnlicher Art mögen daneben bald versucht
haben, dem Apostel Johannes als Evangelisten die allgemeine
Anerkennung zu verschaffen. Solche könnte man namentlich bei
dem Continuator des Evangeliums, d. i. dem Verfasser von cap. 21
vermuten. Aber der Ursprung des allgemeinen Glaubens, daß der
Apostel Johannes der Verfasser des Evangeliums gewesen sei,
muß tiefere Ursachen haben. Eine Fälschung niederer Art kann
1 Selbst H. H. WENDT hält in seinem späteren Bnche: Dfe üc/üc/u<?7i
de$ 7F. an dieser Einheit des Verfassers fest.
2 S. besonders JüLiCHER, Efn/eÜMng 375.
WlLHELM SOLTAU:
andere moderne wissenschaftliche ForscheH, also größtenteils
Männer, welche die Selbstzeugnisse des Verfassers und damit die
Annahme verwerfen, daß ein Augenzeuge der Berichterstatter des
vierten Evangeliums gewesen seF. Für alle diese Gelehrten erwächst
aber damit die neue schwierige Aufgabe, zu erkfären, wie der
Name des Apostels Johannes so schnell und so allgemein
als der des Verfassers dieses Evangeliums angenommen worden sei.
Der Name Johannes für den Evangelisten komrnt, wie ED.
ScHWARTZ gezeigt hat, erst nach 150, etwa um 170 durch Irenaeus,
Epiphanius u. a. in allgemeinen Gebrauch. Selbst wenn nun
angenommen werden dürfte, daß die Kleinasiaten-Gemeinden sehr
bald geneigt gewesen sein werden, diesen Apostel, auf den sie die
Gründung ihrer Kirche zurückführten, als evangelischen Zeugen
anzusehen, so muß es doch scliwer denkbar, wenn nicht geradezu
undenkbar erscheinen, daß bei einer Fälschung des Namens die
Vertreter der römischen Kirche diesen Versuch ruhig hingenom-
men, ja diese Vermutung unbesehen angenommen und gebilligt
hätten, wenn jene sich nicht irgendwie auf eine ältere Tradition
hätten beziehen können.
Kurz: wer die Einheit des Evangeliums annimmt, daneben
aher die Autorschaft eines Apostels, eines Schriftstellers des
1. Jahrhunderts verwirft, hat die schwer lösbare Aufgabe zu
erfüllen nachzuweisen, wie eine derartige ,,Fälschung" so bald
allgemeine Anerkennung gefunden haben könnte. Hier helfen
nicht kleine Mittelchen, wie etwa die Annahme einer Verwechslung
des Evangelisten mit dem Presbyter Johannes. Nur ein solcher
Versuch darf genügen, der glaubhaft machen kann, daß mindestens
ein gewichtiger Teil des Evangeliums mit Recht auf einen dem
Meister nahestehenden Jünger zurückgeführt werden kann, auf
Grund dessen dann spätere Geschlechter weitergebaut haben.
Fälschungen gewöhnlicher Art mögen daneben bald versucht
haben, dem Apostel Johannes als Evangelisten die allgemeine
Anerkennung zu verschaffen. Solche könnte man namentlich bei
dem Continuator des Evangeliums, d. i. dem Verfasser von cap. 21
vermuten. Aber der Ursprung des allgemeinen Glaubens, daß der
Apostel Johannes der Verfasser des Evangeliums gewesen sei,
muß tiefere Ursachen haben. Eine Fälschung niederer Art kann
1 Selbst H. H. WENDT hält in seinem späteren Bnche: Dfe üc/üc/u<?7i
de$ 7F. an dieser Einheit des Verfassers fest.
2 S. besonders JüLiCHER, Efn/eÜMng 375.