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Soltau, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 6. Abhandlung): Das vierte Evangelium in seiner Entstehungsgeschichte dargelegt — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34077#0022
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22

WlLHELM SOLTAU:

Quelle kombiniert ist oder eine freiere Bearbeitung jener bekann-
ten Erzählung Mark. 14, lfb; Matth. 26—27 darbietet. Über
diesen Abschnitt hat schon GoGUEM so kfar und überzeugend
gehandelt, daß ein für allemal auf seine Darstehung verwiesen
werden kann. Er zeigte, wie neben dem synoptischen Bericht
Angaben aus einem spezifisch Johanneischen geboten werden, der —
namentlich 18, 28, 19, 25—32 — Jesu Tod auf den 14. Nisan ver-
legte. Der Evangelist hat beide Erzählungen kombiniert oder,
besser gesagt, durcheinander gewürfelt, sodaß der synoptischen
Erzählung vielfach Gewalt angetan ist; aber doch in der Weise,
daß die Grundlage derselben in Joh. 18—19 nicht geleugnet wer-
den kann.
Für eine genaue Anlehnung von Joh. an S spricht nament-
lich auch die Tatsache, daß Joh. synoptische Motive in andere
Berichte einsetzt, um den Vorgang derseiben anschauiicher und
verständlicher zu machen. Zu diesen gehören die Erweiterungen
des Heüungswunders 5, 1—16^ und der Heilung des Blindgebore-
nen 9, If. Durch Erinnerung an die Synoptiker, besonders an
Matthaeus, sind eingetragen 2, 19 (= Mt. 26, 61), 13, 20 (= Mt.
10, 40) und 13, 21—26 (= Mt. 26, 20f.). Daneben könnte auch
darauf hingewiesen werden, daß manche Erzählungen, die Ev.
eigen sind, in ietzter Instanz auf eine Tradition zurückweisen,
welche die synoptischen Berichte zur Voraussetzung hat, wenn
sie auch in wichtigen Dingen freier umgebildet ist. Solche hatte
ich früher als antisynoptische Elemente bezeichnet. Sie sollen
zuweilen ein Gegenbild liefern zu jenen synoptischen Perikopen,
zeugen aber insgesamt von einer durch die mündliche Tradi-
tion weitergeführten Überlieferung, gehenin den seltensten
Fällen auf ältere originale Überlieferung zurück und müssen
daher, soweit sie an eine freiere Umgestaltung synoptischer Erzäh-
lungen anknüpfen, auf dem hier angegebenen Wege gedeutet
werden. Zu diesen gehören besonders: 1, 35—51 die Jüngerwahl;
3, 22—30 Taufe durch Jesus; 9, 1—3; 6—7 Heilung des Blind-
1 Vor allem in Zeg soMrces eecü Joa/i/^Hue ^ (1910, Fisch-
bacher). Übrigens hatte ich selbst schon 1909 in ähnlicher Weise Joh. 18—19
analysiert; vgl. ZeüecAr. /. TAeoügie 1910, 51 f.
2 Hier ist fast alles nach 5, 9, besonders das Motiv der Sabbatheilung
(ähnlich 9, 14) nach Mk. hinzugefügt, auch schon die Aufforderung ,,nimm
dein Bett und gehe hin." Zu 9, 1 s. Luc. 13, 2, zu 9, 6f. Mk. 8, 23. Ahnliches
bei 11, 2 nach Matth. 26, 7 und bei 11, 41 f. nach Matth. 7, 34. Ygl. Zeüec/ir.
/. e/. TVeiUesU IFfss. 1915, 31 f.
 
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