Studien zur Vorgeschichte des deutschen Yolksnamens.
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'Barbaren' schlechtweg, der ja gerade dadurch zustande kam, daß
die Vorstellung der 'Völkerschaften^ an sich für den Augenblick
gänzlich fahen gelassen ward^. Beim Heidennamen hat sich der
nämliche Prozeß bereits irn Hebräischen vohzogen, so daß die
klassischen Sprachen das Ergebnis von Anfang an fertig über-
kamen. Gleich im neuen Testament trifft man daher auf eine
Menge Stellen, wo die Bezeichnung τ& έΤνγ] ohne weiteres sogar
auf eine bloße HandvoH Leute übertragen wird, die weit entfernt
davon sind, ein wirkliches Volk, geschweige denn mehrere auszu-
machen^. "Ehvp springt hier offenbar in die Bedeutung von έΕνιχοί
hinüber, oder präziser gesagt: der Gedanke macht vieimehr den
umgekehrten Sprung; von einer beliebigen Summe heidnischer
Individuen erhebt er sich unmittelbar zur Totalanschauung des
Heidentums, was nicht ausführbar wäre, wenn die Zwischenstufe
der Völker irgend in Betracht käme. Die Vulgata hat deshalb
in solchen Fällen beinahe ebenso oft gentiles, wie gentes^, und so
werden auch in der übrigen kirchlichen Diktion diese beiden For-
men vielfach synonym verwendet: wo der eine Autor simulacra
gentium sagt, setzt der andere simulacra gentilium; den gentilium
arae stehen gentium templa gegenüberh Man sieht: ob von oben
oder von unten gezählt wird, es gibt ahemal das nämliche Resultat:
Heiden und nichts als Heiden; auf die Nationen an sich kam es
der christlichen Idee in ihrem halb universalistischen, halb individu-
alistischen Charakter selbst bei den Gegnern in der Regel gar
nicht an. Denselben Eindruck empfangen wir von den Erörterun-
gen der Theoretiker. Isidor von Sevilla kennt sehr wohl die etymo-
logische Stellung des Namens gentiles, aber er macbt davon zur
Erläuterung des Begriffes so gut wie keinen Gebrauch; er betont
die Naturseite des heidnischen Lebens im allgemeinen, jedoch
^ Formell gehört auch das modernfranzösische les gens und das genau
entsprechende deutsche 'Leute' hierher, ^vas ja beides ursprünglich ebenfalls
'Völker' besagte.
^ Apg. 13, 48 άχούοντκ §έτά έϋνη έχκφον, audientes autern gentes gavi-
sae sunt von den nichtjüdischen Einwohnern der Stadt Antiochien in Pisidien;
ebd. 14, 2 von denen Ikoniums; 1 Kor. 12, 2. οΐδκτε, οτι έϋνη ήτε, scitis,
quoniam, cum gentes essetis von den Mitgliedern der Gemeinde zu Korinth
usw.
s Gentiles für έ-&νη z. B. Apg. 14, 5; Röm. 15, 27. Vgl. o. S. 53, A. 2.
4 Greg. Tur. II ind. 10; Aug. d. civ. D. V, 26; Greg. Tur. V, 43; Isid.
chron. ad a. 5590. Hier unterscheiden zu wolien, wäre verfehlte Tüftelei.
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'Barbaren' schlechtweg, der ja gerade dadurch zustande kam, daß
die Vorstellung der 'Völkerschaften^ an sich für den Augenblick
gänzlich fahen gelassen ward^. Beim Heidennamen hat sich der
nämliche Prozeß bereits irn Hebräischen vohzogen, so daß die
klassischen Sprachen das Ergebnis von Anfang an fertig über-
kamen. Gleich im neuen Testament trifft man daher auf eine
Menge Stellen, wo die Bezeichnung τ& έΤνγ] ohne weiteres sogar
auf eine bloße HandvoH Leute übertragen wird, die weit entfernt
davon sind, ein wirkliches Volk, geschweige denn mehrere auszu-
machen^. "Ehvp springt hier offenbar in die Bedeutung von έΕνιχοί
hinüber, oder präziser gesagt: der Gedanke macht vieimehr den
umgekehrten Sprung; von einer beliebigen Summe heidnischer
Individuen erhebt er sich unmittelbar zur Totalanschauung des
Heidentums, was nicht ausführbar wäre, wenn die Zwischenstufe
der Völker irgend in Betracht käme. Die Vulgata hat deshalb
in solchen Fällen beinahe ebenso oft gentiles, wie gentes^, und so
werden auch in der übrigen kirchlichen Diktion diese beiden For-
men vielfach synonym verwendet: wo der eine Autor simulacra
gentium sagt, setzt der andere simulacra gentilium; den gentilium
arae stehen gentium templa gegenüberh Man sieht: ob von oben
oder von unten gezählt wird, es gibt ahemal das nämliche Resultat:
Heiden und nichts als Heiden; auf die Nationen an sich kam es
der christlichen Idee in ihrem halb universalistischen, halb individu-
alistischen Charakter selbst bei den Gegnern in der Regel gar
nicht an. Denselben Eindruck empfangen wir von den Erörterun-
gen der Theoretiker. Isidor von Sevilla kennt sehr wohl die etymo-
logische Stellung des Namens gentiles, aber er macbt davon zur
Erläuterung des Begriffes so gut wie keinen Gebrauch; er betont
die Naturseite des heidnischen Lebens im allgemeinen, jedoch
^ Formell gehört auch das modernfranzösische les gens und das genau
entsprechende deutsche 'Leute' hierher, ^vas ja beides ursprünglich ebenfalls
'Völker' besagte.
^ Apg. 13, 48 άχούοντκ §έτά έϋνη έχκφον, audientes autern gentes gavi-
sae sunt von den nichtjüdischen Einwohnern der Stadt Antiochien in Pisidien;
ebd. 14, 2 von denen Ikoniums; 1 Kor. 12, 2. οΐδκτε, οτι έϋνη ήτε, scitis,
quoniam, cum gentes essetis von den Mitgliedern der Gemeinde zu Korinth
usw.
s Gentiles für έ-&νη z. B. Apg. 14, 5; Röm. 15, 27. Vgl. o. S. 53, A. 2.
4 Greg. Tur. II ind. 10; Aug. d. civ. D. V, 26; Greg. Tur. V, 43; Isid.
chron. ad a. 5590. Hier unterscheiden zu wolien, wäre verfehlte Tüftelei.