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Bartholomae, Christian [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 9. Abhandlung): Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten (1) — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34080#0044
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44

CHRISTIAN BARTHOLOMAE:

Es mag sein, daß für dieses und jenes der aufgeführten Wörter
eine andere Erklärung des A- gefunden werden kann, als sie oben
S. 42 gegeben wurde, eine Erklärung etwa der Art, wie sie sich
für np. und empfiehlt (s. S. 42, Z. 20 ff.). In ihrer Gesamt-
5 heit aber beweisen sie jedenfalls, daß sich jenes λ vor jedem be-
iiebigen sonantischen Anlaut einstellen konnte^.
daß auch altes A- als 3:- erscheint: np. 2M^/c 'trocken' — jAw. AM^/cö; — np.
5 aüna 'indoles' (auf iran. * *Aaimct-oder *Aaü??a7?-zurückgehend)—jAw.Aaya-*).
Im Soghdischen, wo die anlautenden A vor Sonanten, gieichviel ob sie auf
altem s- beruhen oder vorgeschlagen wurden, untergegegangen sind (s. S.42,
No. 2), ist weder a- für altes s- noch vorgeschlagenes 2 vorhanden (wegen
ms. 2Ü7?i.° 'roh' s. S.42, No.2, Z. 13). Es fehlte hier eben die Vorstufe dafür,
to d. i. A-, das schon abgefailen war, bevor die Bewegung einsetzte, die 2- für
A- eintreten ließ. Im Gegensatz zum anlautenden A- hat das Soghdische
inlautendes -A- bewahrt und späterhin durchweg zu -2-verschoben; vgl.
GAUTHiOT GrSogd. 151 f.
*) Vgl. ai. /cy^nn- und /cyai/a- 'Aufenthalt', gr. οΐχο-ς und ai. ceä-
/aan- 'Haus', jusw. Gehört np. 2???? (usw.) zu lit. sg/M, got. sa/a, lat.
sen?ea ?
^ Zwei auffäliige Wörter mit anlautendem A sind mpT. HMV'C'G
Aan?ocäg 'Lehrer' (usw.) — s. SALEMANN ManStud. i. 84; dazu kommen
jetztnoch HMA^G Aa?n.ög M A204, HMVZ'x Aamözä[g]M i. 207, HMVXS'ND
Aan?.Ö2sÜ7U2! M 7.205 — und HR'STN AaT-äsiaa M 7.226. FWKMüLLER hatte
5 früher Aa7ncacag gelesen, und im Anschluß daran glaubte SALEMANN a. a.
O. das mpB. ,np. Ü7??.j2ia77'lehren',,auf Aa??? + -\W%c
zurückführen" zu dürfen, mit der Begründung ,,ü könnte ja Ersatzdehnung
darstellen". Inzwischen hat FWKMüLLER seine frühere Lesung zugunsten
von Aa7MÖg (usw.) aufgegeben, und es sind die mpT. Wörter 'MVCG ä7??ocag
10 M 7. 239 und "MVXT ä7??Ö2i S 7J. 4 aufgetaucht, angesichts deren SALEMANN
seine an sich schon ganz unwahrscheinliche Erklärung nicht wird aufrecht
erhalten wollen. MpT. /?a7??öcäg und ä???öcag, usw. sind gleichberechtigte,
einander neben-, nicht untergeordnete Wörter, die mit verschiedenen Prae-
verbien gebildet sind, ebenso wie np. Αηττΐάτ* 'Berechnung' und jG)
15 Ü7??.Ü7', und wie mpB. (paz. °-(7-03/7-* Aa7??°) AaTucsiä?? 'die gemisch-
ten' (s. AirWb.1190) und mpT.'MYZYND Ü777C.ze7uZ, np.^jJpji^) ä7??cza?n7
'sie mischen'. Ich sehe nichts, was die Zurückführung von np. Αη77?ΰτ-, mpT.
Aa7?2.öcüg (usw.), mpB, Aa???csiä7? auf iran. Aa???+ 7??° verbieten würde, was es
uns verwehrte, im ersten Glied der Zusammensetzung die Form des Worts
20 für Einheit und Zusammensein (idg. *s<?7??-) zu erkennen, die in Verbindung
mit Verbalformen die allein übliche ist; mpT. Aa7??Ö2sä7?c/ ist Verbalform,
und die andern Wörter stehen als Nomina agent.is oder actionis zum Verbum
in engster Beziehung.
Aber freilich, gezwungen sind wir nicht zu dieser Zerlegung; denn
25 altes Aa (aus idg. *s7?z, der Schwachform von *se???) + 7??° würde auch nichts
anderes ergeben haben als Aa???°. Und in mpT. HR'STN, d. i. AuT-üsian
 
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