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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 12. Abhandlung): Alexandrinische Studien — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37645#0007
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Alexandrinische Studien.

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Menschen noch soviel plastische Rundung zu verleihen; sie klebten
doch an der Rückwand und traten dadurch im Wert hinter der
Architektur zurück. Dies hätte durch die Vertiefung des ganzen
Raumes verhindert werden können, also indem man den Figuren
etwa einen perspektivisch gezeichneten Fußboden unterschob, der
sie genügend gehoben und ihr Versinken in der Architektur ver-
hindert haben würde. In dieser Weise ist die Frage der Innenraum-
darstellung wie wir sehen werden, zuerst gelöst worden. Für
die Grabmalerei im ganzen aber lag das Problem anders. Mit
solcher Vertiefung des Raumes ist nämlich eine zu starke Ver-
kleinerung der naturgemäß in den Hintergrund rückenden mensch-
lichen Gestalt verbunden, und das mußte gerade der Grabmalerei
als ein unmöglicher Ausweg erscheinen, überhaupt einer jeden
Kunst, welche allein den Menschen darstellen wollte und die Um-
gebung lediglich als Beiwerk anzusehen gewohnt war. Ging man
also auf diese Lösung nicht ein, so gab es nur eine, welche die
Hebung der Figur ohne ihre Verkleinerung erreichte: den Sockel.
Soweit sich auf den mir vorliegenden Photographien erkennen
läßt, ist dieser Sockel in der Regel heller als der Bildhintergrund.
Einmal, auf der gleich zu besprechenden Helixostele, trägt er die
Inschrift, gewöhnlich ist er ganz leer. Einmal möchte man, wenn
der Erhaltungszustand nicht täuscht, auf der Abbildung eine
Dekoration mit Binden erkennen1, was an sich keineswegs unmög-
lich ist und eine Bestätigung für unsere Auffassung als Sockel
wäre. Bei einer anderen Stele ist der Maler noch weiter gegangen:
er hat auf den hier schwärzlichen Grund zwei gelbe Wasservögel
mit roten Schnäbeln gemalt2. Der Basisstreifen ist also als echte
Basis behandelt.
Bei der ungemein nahen Verwandtschaft, die gerade in Ale-
xandrien zwischen plastischen und gemalten Stelen herrscht, wird
es erlaubt sein, die Reliefs zu einem Vergleich heranzuziehen. Auch
in der Reliefplastik3 erhalten nur diejenigen Figuren, welche in
einen Naiskos gestellt sind, den Basisstreifen, wenn auch nicht so
ausnahmslos wie in der Malerei. Ganz ungewöhnlich hoch ist
er bei Pfuhl Xr. 12, den Malereien entsprechender auf ATr. 15.
1 Bindenverzierter Sockel z. B. auf dem Relief bei Pfuhl, Arch. Jahrb.
XX, 1905, Taf. VI; auf ausgebildetem Sockel steht die Inschrift des Reliefs
ebda., Taf. V-
2 Ev. Breccia, La necropoli di Sciatbi Taf. XXXIII, 32.
3 Über die alexandrinischen Reliefstelen Pfuhl Ath. Mitt. XXX, 1901.
 
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