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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 12. Abhandlung): Alexandrinische Studien — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37645#0008
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6

Rudolf Pagenstecher:

Einen ausgesprochenen Sockel hat die in Schatby gefundene Stele
des Menneas1.
Der Basisstreifen findet also seine befriedigende Erklärung
durch Form und Tiefe der Naiskosumrahmung. Diese haben wir
außer für unsere Grabstelen zunächst für alle Weihbilder voraus-
zusetzen, wenigstens soweit sie, was für uns allein in Betracht
kommt, nicht allereinfachster Art sind. Insofern hat Roden-
waldt mit seiner Ableitung recht. Aber wir wissen nicht, ob nicht
auch andere Bilder einen solchen architektonischen Rahmen er-
hielten. Unsere Grabbilder mahnen zur Vorsicht.
Ebenso wenig wie die Figuren der oben genannten Mosaike
stehen die auf unseren Stelen dargestellten Personen direkt auf
dem Basisstreifen auf. An ihn schließt sich vielmehr die mehr
oder weniger ausgeprägte Boden- oder Standfläche, welche häufig
perspektivisch verkürzt wird, und auf der die Gestalten nicht
selten noch ein wenig weiter hinauf und in den Grund hinein ge-
rückt werden. Das ist keine Eigentümlichkeit der Naiskosbilder,
sondern ihnen mit allen anderen Stelen gemeinsam. Dieses ist
aber auch die einzige Konzession, welche die Stelenmaler (mit
Ausnahme des Verfertigers der Helixostele) der Wirklichkeit des
Raumes machen. Der Gedanke, ein Interieur darzustellen, liegt
ihnen völlig fern. Fügen sie der Komposition ein Thymiaterion,
einen Arbeitskorb, dem Totenmahl einen Tisch hinzu, so sind das
für sie notwendige Requisiten der Komposition, keine Einrichtungs-
gegenstände. Eine Verzierung der idealen Rückwand gibt es nicht;
nirgends hängen etwa Geräte an der Wand, wie sie auf den attischen
Vasen in so verschwenderischer Fülle Vorkommen und auch auf
den unteritalischen Gefäßen, die unseren Stelen zum Teil noch
gleichzeitig sind, in großer Menge erscheinen. Die Girlanden,
welche einmal im Raum ausgespannt sind2, sind nur vom Architrav
hierher übertragen und haben nichts mit der Auffassung des Hin-
tergrundes zu tun. Dieser hat mit wenigen Ausnahmen eine ganz
neutrale Färbung3. Die hellenistischen Grabsteine Alexandriens
kennen die plastische Angabe irgend einer Hintergrundarchitektur
1 Breccia a. a. 0. Tat. XX, 24.
2 Breccia a. a. 0. Taf. XXXIII, 37.
3 In zwei verschiedenfarbige vertikale Streifen zerfällt der Hinter-
grund einer Stele in Newyork: Merriam, Americ. Journal. Arch. III, 1887,
266; horizontal ist er geteilt auf einer Stele des alexandrinischen Museums
Expedition E. von Sieglin, II 1 A, S. 38f. Nr. 10.
 
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