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Rudolf Pagenstecher:
Eigenschaft für unser Bildchen kaum in Betracht kommt, wird
es bei dem Hahn als Spieltier sein Bewenden haben dürfen1.
Über alle bisher besprochenen Naiskosbilder ragt die Stele
der Helixo in ihrer einzigartigen Stellung weit hinaus. Wie unter
den Grabsteinen von Pagasae keiner ist, welcher sich an Wert
für die Kenntnis der antiken Malerei mit dem Bild der Wöchnerin
Hediste messen könnte, so ist bisher kein Monument zutage ge-
kommen, das sich mit dem Naiskos der Helixo vergleichen ließe2.
Von ihrem Entdecker ist der Wert der Malerei nicht be-
achtet worden. Das ist verständlich, denn der schlechte Erhal-
tungszustand erschwert die Beurteilung nicht nur der gesamten
Darstellung, sondern auch der Farben, und hat dem glücklichen
Finder Breccia eine Würdigung des einzigartigen Stückes ver-
sagt. Die Stele wurde im Jahre 1912 im Bereich der Hadra-
Nekropole gefunden. Sie befand sich nicht mehr in situ, sondern
lag im Schutt, der zu Loculusgräbern gehörte. Ihr Material, ein
Gemisch aus Gips und Sand, bezeugt, daß sie nicht auf einem
Grab gestanden haben kann, sondern als Verschluß eines unter-
irdischen Loculus gedient haben muß. Die Mischung' aus Sand
und Gips ist das Material, aus dem man die sog. Loculusverschlüsse
herstellte3, während man für die oberirdischen Stelen Kalkstein
oder, selten, Marmor verwendete. Trotzdem haben wir kein Recht,
den Grabstein der Helixo aus der Reihe der eigentlichen Stelen
in die der Loculusplatten oder Scheintüren zu versetzen. Die
architektonische Form, die das allein entscheidende ist, die Art
der Darstellung verketten unser Stück untrennbar mit den übrigen
bemalten Stelen, von denen eine beträchtliche Anzahl dieselbe
Verwendung gefunden hat4.
1 Hofmann, Österr. Jahresh. XII, 1909, S. 234 Abb. 115 und Militär-
grabsteine a. a. 0. Abb. 62.
2 Rapport du Musee d’Alexandrie 1912, Taf. XVIII, 1. Hier nach
einer neuen Aufnahme abgebildet. Die Hedistestele: Eph. arch. 1908,
Taf. I; Rodenwaldt, Komposition der pompejanischen Wandgemälde
S. 114; Pfuhl, Neue Jahrbücher XXVIII, 1911, Taf. III, 11; A. J. Reinach,
Rev. arch. 1913, IV, 21, S. 19ff.
3 Darüber eingehend Expedition E. von Sieglin a. a. 0. S. 83—91.
4 Die aus dem Söldnergrab von Hadra stammenden bemalten Stelen
dienten alle als Verschlüsse für die Loculi, in welchen die Aschenurnen der
Verstorbenen standen. In der Nekropole von Ibrahimieh und a. a. 0. hat
man Stelen auch vor den Loculi unverbrannt Bestatteter gefunden, vgl.
z. B. Breccia, Bull. d’Alex. IX, S. 45.
Rudolf Pagenstecher:
Eigenschaft für unser Bildchen kaum in Betracht kommt, wird
es bei dem Hahn als Spieltier sein Bewenden haben dürfen1.
Über alle bisher besprochenen Naiskosbilder ragt die Stele
der Helixo in ihrer einzigartigen Stellung weit hinaus. Wie unter
den Grabsteinen von Pagasae keiner ist, welcher sich an Wert
für die Kenntnis der antiken Malerei mit dem Bild der Wöchnerin
Hediste messen könnte, so ist bisher kein Monument zutage ge-
kommen, das sich mit dem Naiskos der Helixo vergleichen ließe2.
Von ihrem Entdecker ist der Wert der Malerei nicht be-
achtet worden. Das ist verständlich, denn der schlechte Erhal-
tungszustand erschwert die Beurteilung nicht nur der gesamten
Darstellung, sondern auch der Farben, und hat dem glücklichen
Finder Breccia eine Würdigung des einzigartigen Stückes ver-
sagt. Die Stele wurde im Jahre 1912 im Bereich der Hadra-
Nekropole gefunden. Sie befand sich nicht mehr in situ, sondern
lag im Schutt, der zu Loculusgräbern gehörte. Ihr Material, ein
Gemisch aus Gips und Sand, bezeugt, daß sie nicht auf einem
Grab gestanden haben kann, sondern als Verschluß eines unter-
irdischen Loculus gedient haben muß. Die Mischung' aus Sand
und Gips ist das Material, aus dem man die sog. Loculusverschlüsse
herstellte3, während man für die oberirdischen Stelen Kalkstein
oder, selten, Marmor verwendete. Trotzdem haben wir kein Recht,
den Grabstein der Helixo aus der Reihe der eigentlichen Stelen
in die der Loculusplatten oder Scheintüren zu versetzen. Die
architektonische Form, die das allein entscheidende ist, die Art
der Darstellung verketten unser Stück untrennbar mit den übrigen
bemalten Stelen, von denen eine beträchtliche Anzahl dieselbe
Verwendung gefunden hat4.
1 Hofmann, Österr. Jahresh. XII, 1909, S. 234 Abb. 115 und Militär-
grabsteine a. a. 0. Abb. 62.
2 Rapport du Musee d’Alexandrie 1912, Taf. XVIII, 1. Hier nach
einer neuen Aufnahme abgebildet. Die Hedistestele: Eph. arch. 1908,
Taf. I; Rodenwaldt, Komposition der pompejanischen Wandgemälde
S. 114; Pfuhl, Neue Jahrbücher XXVIII, 1911, Taf. III, 11; A. J. Reinach,
Rev. arch. 1913, IV, 21, S. 19ff.
3 Darüber eingehend Expedition E. von Sieglin a. a. 0. S. 83—91.
4 Die aus dem Söldnergrab von Hadra stammenden bemalten Stelen
dienten alle als Verschlüsse für die Loculi, in welchen die Aschenurnen der
Verstorbenen standen. In der Nekropole von Ibrahimieh und a. a. 0. hat
man Stelen auch vor den Loculi unverbrannt Bestatteter gefunden, vgl.
z. B. Breccia, Bull. d’Alex. IX, S. 45.