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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 12. Abhandlung): Alexandrinische Studien — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37645#0018
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16

Rudolf Pagenstecher:

Des Antiphilos Knabe dagegen und Aetions Hochzeitsbild
sind sichere Interieurs, der erstere nach dem unzweifelhaften Wort-
laut der Überlieferung, das zweite wegen der Darstellung des
Brautgemachs. Hephaistions Fackel braucht zwar nicht das Ge-
mach erhellt zu haben, wie Pfuhl meint1, denn von Lichtreflexen
wird nichts berichtet; jedenfalls ist sie sowohl wie die ganze Kom-
position auch in dem ,,Innenraum“ der Aldobrandinischen Hoch-
zeit denkbar. Anders der feueranblasende Knabe des alexandrini-
schen Malers. Hier konnte der Feuerschein nur von einer räum-
lich engbegrenzten Wandfläche widerstrahlen, wie sie die Stele
der. Hediste bisher als ältestes Beispiel gab und wie sie jetzt die
Helixostele in noch frühere Zeiten zurückdatiert.
Das Denkmal der Wöchnerin Hediste ist frühestens um 200, eher
später anzusetzen2, der Loculus der Helixo schloß sich sicher im
3. Jahrhundert und gewiß nicht in dessen allerletzten Jahrzehnten.
Seine Verschlußplatte steht also dem ersten alexandrinischen
Maler nicht nur zeitlich, sondern auch örtlich am nächsten3.
Sie gehört einer Zeit und einer Entwicklung an, welche der-
jenigen, die das Hedistebild und die unmittelbar an sie anschließen-
den pompejanischen Gemälde dritten Stils vertreten, vorauf liegt.
Die Einwirkung des Votivbildes in Naiskosrahmen, aus dem das
Tafelbild überhaupt abzuleiten ist, ist hier ganz rein erhalten.
Wir sehen, wie der allererste Schritt über die einfachste Naiskos-
form hinaus getan wird. An die Front des Tempelchens wird nach
innen eine Architektur angefügt, die die Vorderstützen einer in
die Tiefe gehenden Decke darstellt. Die Decke selbst und der
Fußboden schließen sich an, und hinten findet der Raum durch
zwei weitere Träger seinen Abschluß. So wird die Architektur des
Weihreliefs und des gemalten Weihbildes ganz folgerichtig und
Schritt für Schritt zu einem Interieur ausgestaltet. Die Ableitung
des Tafelbildes vom Votivbild wird damit um ein Glied be-
reichert, das den eigentlichen Beweis der Abhängigkeit erst er-
möglicht.

1 Gott. gel. Anz., 1910, S..825.
2 Rodenwaldt, Komposition S. 112.
3 Zur Datierungsfrage der alexandrinischen Stelen muß hier auf die
ausführliche Behandlung Expedition Ernst von Sieglin a. a. 0. S. 81—83
verwiesen werden.
 
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