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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 12. Abhandlung): Alexandrinische Studien — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37645#0019
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Älexandrinische Studien.

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Der nächste Schritt ist die weitere Ausgestaltung des Hinter-
grundes. Finden wir auch Vorhänge bereits an Reliefs des 4. Jahr-
hunderts, so ist darin doch nur ein erster Anfang der Absonderung
des Menschen von der freien Natur, noch nicht ein Innenraum im
eigentlichen Sinne des Wortes zu erkennen; keinesfalls in dem
Sinne, wie ihn die „domus splendescens“ des Antiphilos verlangt.
Erst im 3. Jahrhundert läßt sich eine, horizontale, seltener eine
vertikale Teilung des Hintergrundes nachweisen1. Ausgedrückt
wird sie bei den gemalten Stelen und ausnahmsweise auch bei
Werken der Skulptur durch verschiedene Tönung der beiden
Wandhälften, in der Plastik durch einen Mauerrand, welcher in
vielen Fällen das Äußere einer Umfriedigung, in anderen Fällen
jedoch zweifellos ein im Innern des Zimmers angebrachtes Wand-
gesims bezeichnet. So sind die Totenmahlreliefs und kleinasiatische
wie auch — ganz selten, weil sie im ganzen älter sind — alexandrini-
sche Grabreliefs ausgestattet. Über sie hinaus geht die Architek-
tur der Hedistestele, welche die Rückwand öffnet und durchbricht
und dahinter eine zweite Rückwand sichtbar macht. Das erst
sind die Vorboten des zweiten Dekorationsstiles, mit dem die Hin-
tergründe der öfters genannten pompejanischen Kompositionen
dritten Stiles eng verwandt sind.
Die geschilderte Entwicklung hat sich in den anderthalb
Jahrhunderten, die von Alexanders Zeit bis um das Jahr 200
reichen, zugetragen. Es kann kein Zweifel sein, welchen Platz die
Helixostele in ihr einnimmt. Sie zeigt eine bewußtere Raumbil-
dung, als jene lediglich mit aufgespannten Vorhängen arbeitenden
Reliefs, noch nicht jedoch eine architektonische Durchbildung des
Hintergrundes, geschweige denn seine Auflösung im Sinne der
Hedistestele oder des zweiten Stiles.
Es ist außerordentlich bedauerlich, daß sich gerade dieses
wichtigste Denkmal alexandrinischer Bildmalerei nicht näher
datieren läßt. Die allgemeinen Grenzen der Stelenmalerei in
Alexandrien sind vielmehr auch für die Helixostele maßgebend. Sie
gehört also in das 3. Jahrhundert, vermutlich nicht früher als 280,
nicht später als etwa 2202. Daß die Inschrift nicht das Sigma
lunatum führt, beweist, daß die Stele nicht zu den jüngsten Stük-

1 S. o. S. 6 Anm. 3.
2 S. o. S. 16.

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Sitzungsberichte der Heidelb. Äkad., philos.-hist. Kl. 1917. 12. Abh.
 
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