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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 12. Abhandlung): Alexandrinische Studien — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37645#0020
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18

Rudolf Pagenstecher:

ken ihrer Art gehört, denn die Mehrzahl der Inschriften verbindet
mit dem gradstrichigen E das runde C. Wir können demnach an-
nähernd die Entstehungszeit der Stele in die Jahre 280 — 260 ein-
schließen.
Sie ist somit nicht nur typologisch, sondern auch chrono-
logisch älter als die Hedistestele und steht den Interieurs des Anti-
philos um ebenso viel näher. Da es nun so gut wie gewiß ist, daß
sich der Maler eines Innenraumes, wie er hier vorliegt, an die zu
seiner Zeit übliche Art der Innendarstellung hielt, so haben wir
in der Helixostele ein sicheres Dokument dafür, wie man etwa
50 Jahre nach Antiphilos in Alexandrien das Innere eines Wohn-
gemaches wiedergab. Und da die vorher allein übliche Andeutung
des Hintergrundes durch ausgespannte Vorhänge für die Beleuch-
tungseffekte des Knabenbildes kaum die notwendigen Voraus-
setzungen enthielt, werden wir zu dem Schlüsse gedrängt, daß in
der Stele der Helixo in der Tat die Raumgrenzen der Antiphilos-
bilder erhalten sind.
Ich glaube nicht, daß uns die Tatsache der streng architekto-
nischen äußeren Umrahmung an diesem Gedanken irre zu machen
braucht. Wir wissen von der Umrahmung antiker Tafelbilder viel
zu wenig, als <Jaß wir einen naiskosförmigen Holz- oder Steinrah-
men für sie abstreiten dürften. Für die Weihreliefs ist er erwiesen,
der Niinionpinax von Eleusis macht ihn für die Malerei zum
wenigsten wahrscheinlich, und selbst die aneinanderschließen-
den Wandbilder eines Polygnot wird man sich am liebsten
durch Pfeiler getrennt denken, die in der Art wie sie die Wand
teilten den Odysseefresken entsprochen haben mögen (vgl. S. 26,
Anm. 2).
Ganz abgesehen von der Ableitung aus Votivbildern, empfahl
es sich in den Anfängen der Innendarstellung von selbst, für den
vorderen Abschluß des „Kastens“, in welchen die Figuren hinein-
gestellt wurden, Architekturglieder zu verwenden. So ergab sich
der Anschluß an die Naiskosform, wobei das Fehlen oder das Hinzu-
fügen des Giebels nichts bedeutet. Wenn Giotto Innenräume malt,
verfährt er, sofern er es nicht vorzieht, die ganzen Gebäude mit
geöffneter Vorderfront darzustellen, sehr ähnlich. Die Vision
Gregors IX. ist dafür das beste Beispiel: zwei Pfeiler an der Vor-
derfront tragen die kassettierte Decke, die am hinteren Ende wohl
noch einmal durch ein gleiches Pfeilerpaar gestützt wird. Über
 
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