Alexandrinische Studien.
2-3;
der sog. Campanareliefs1. Eine einzige Malerei gibt es, die des
,,SiegliNischen Grabes“, welche den römisch- oder italisch-ägypti-
schen Stil in Alexandrien vertritt . Aber diese Ausnahme ist charak-
teristisch genug: der Maler, der sie verfertigte, übertünchte mit ihr
eine echt pompejanische, oder wenigstens dem pompejanischen
Stil angeähnelte Wand und übertrug das Vorgefundene Schema
auf seine eigene Malerei, indem er die ägyptischen Symbole auf
die Ranken des älteren Bildes stellte. Weit entfernt davon, für
eine Entstehung des dritten Stils in Alexandrien zu sprechen,
beweist dieses Grab vielmehr das Gegenteil: die Erneuerung einer
italischen Malerei in ägyptischem Sinne: die Vernichtung einer
unliebsamen Art der Wanddekoration durch einheimisch-sanktio-
nierte Bilder. Wie die pompejanische Malerei nach Alexandrien
kam, davon werden wir noch zu reden haben2.
Es ist nicht anzunehmen, daß sich das besprochene Erstarken
des Ägyptertums auch den übrigen Ländern des östlichen Mittel-
meeres mitgeteilt habe. Beobachten wir, wie man im Osten die
Wände bemalte, als im Westen der 2.-4. Stil widerspruchslos
herrschte, so kommen wir zu dem Resultat, daß im ganzen
Osten niemals ein architektonisches System der
Wand d e kor ation, sondern ein einheitlicher Stilvor-
handen war, welcher jenen zweiten Inkrustations-
stil in Alexandrien entspricht: überall eine platten-
mosaikartige Verteilung imitierter Marmortäfelung über die ganze
Wand. Dieser zweite Inkrustationsstil, wie wir ihn nennen wollen,
große einfarbige Flächen mit andersartiger Umrahmung, vermehrt
hier und da um vereinzelte frei in den Raum gesetzte Figuren,
findet sich gleicherweise in Alexandrien und im übrigen Ägypten,
in Athen und Eleusis, in Delos, Thera, Priene und Pergamon, und,
in besonders prächtiger Ausgestaltung, in Südrußland3.
1 v. Rohden, Architektonische römische Tonreliefs der Kaiserzeit,
Taf. XXVII ff. und XL1V.
2 Über den ägyptisch-römischen Stil z. B. von Bissing, Der Anteil
der ägyptischen Kunst am Kunstleben der Völker, S. 89 u. ö.; das Sieglin-
sche Grab, Sieglin-Schreiber I, Abb. 1*, dort vom Schreiber in seiner Be-
deutung mißverstanden; neue Würdigung: ebd. II 1 A, Kap. IV. Anders
urteilt Ippel, Der dritte pompejanische Stil S. 38.
3 Alexandrien und Ägypten s. S. 21 f.; Athen: Leroux, Explor.
arch. de Delos, La salle hypostyle, S. 70, Abb. 101—112, Eleusis: Eph. arch.
III, 1888, Taf. 4—5 (Zeit Hadrians). Delos: Leroux ebd. S. 68, Abb. 98—100;
Thera: Hiller von Gaertringen, Thera III, Taf. 1. 2; S. 169; Perga-
mon I, 2 S. 286ff., Taf. VI; Athen. Mitt. XXXIII, 1908, S. 438. Priene:
2-3;
der sog. Campanareliefs1. Eine einzige Malerei gibt es, die des
,,SiegliNischen Grabes“, welche den römisch- oder italisch-ägypti-
schen Stil in Alexandrien vertritt . Aber diese Ausnahme ist charak-
teristisch genug: der Maler, der sie verfertigte, übertünchte mit ihr
eine echt pompejanische, oder wenigstens dem pompejanischen
Stil angeähnelte Wand und übertrug das Vorgefundene Schema
auf seine eigene Malerei, indem er die ägyptischen Symbole auf
die Ranken des älteren Bildes stellte. Weit entfernt davon, für
eine Entstehung des dritten Stils in Alexandrien zu sprechen,
beweist dieses Grab vielmehr das Gegenteil: die Erneuerung einer
italischen Malerei in ägyptischem Sinne: die Vernichtung einer
unliebsamen Art der Wanddekoration durch einheimisch-sanktio-
nierte Bilder. Wie die pompejanische Malerei nach Alexandrien
kam, davon werden wir noch zu reden haben2.
Es ist nicht anzunehmen, daß sich das besprochene Erstarken
des Ägyptertums auch den übrigen Ländern des östlichen Mittel-
meeres mitgeteilt habe. Beobachten wir, wie man im Osten die
Wände bemalte, als im Westen der 2.-4. Stil widerspruchslos
herrschte, so kommen wir zu dem Resultat, daß im ganzen
Osten niemals ein architektonisches System der
Wand d e kor ation, sondern ein einheitlicher Stilvor-
handen war, welcher jenen zweiten Inkrustations-
stil in Alexandrien entspricht: überall eine platten-
mosaikartige Verteilung imitierter Marmortäfelung über die ganze
Wand. Dieser zweite Inkrustationsstil, wie wir ihn nennen wollen,
große einfarbige Flächen mit andersartiger Umrahmung, vermehrt
hier und da um vereinzelte frei in den Raum gesetzte Figuren,
findet sich gleicherweise in Alexandrien und im übrigen Ägypten,
in Athen und Eleusis, in Delos, Thera, Priene und Pergamon, und,
in besonders prächtiger Ausgestaltung, in Südrußland3.
1 v. Rohden, Architektonische römische Tonreliefs der Kaiserzeit,
Taf. XXVII ff. und XL1V.
2 Über den ägyptisch-römischen Stil z. B. von Bissing, Der Anteil
der ägyptischen Kunst am Kunstleben der Völker, S. 89 u. ö.; das Sieglin-
sche Grab, Sieglin-Schreiber I, Abb. 1*, dort vom Schreiber in seiner Be-
deutung mißverstanden; neue Würdigung: ebd. II 1 A, Kap. IV. Anders
urteilt Ippel, Der dritte pompejanische Stil S. 38.
3 Alexandrien und Ägypten s. S. 21 f.; Athen: Leroux, Explor.
arch. de Delos, La salle hypostyle, S. 70, Abb. 101—112, Eleusis: Eph. arch.
III, 1888, Taf. 4—5 (Zeit Hadrians). Delos: Leroux ebd. S. 68, Abb. 98—100;
Thera: Hiller von Gaertringen, Thera III, Taf. 1. 2; S. 169; Perga-
mon I, 2 S. 286ff., Taf. VI; Athen. Mitt. XXXIII, 1908, S. 438. Priene: