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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 12. Abhandlung): Alexandrinische Studien — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37645#0031
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Alexandrinische Studien.

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Es ist sehr wohl denkbar, daß erst das hellenistische Theater1 per-
spektivische Malereien nach Italien brachte, und daß das italische
Privathaus erst in Italien vom Theater die Anregung übernahm,
Privatgemächer in einer ursprünglich für ganz andere Verhältnisse
erfundenen Manier auszustatten. Im Osten hat diese an sich
keineswegs einwandfreie Übertragung nicht stattgefunden, wenig-
stens läßt sich das aus unseren Quellen nicht erschließen.
Wieviel Italisches in den Architekturen jenes Stils steckt, der
nach Ablauf des ersten Stils aus Kleinasien nach Pompeji gekom-
men sein soll, nämlich des zweiten, hat Delbrück sehr glücklich
nachgewiesen2, für den dritten Stil haben Winter und Stud-
niczka Entstehung in Italien mit guten Gründen vermutet3. Bei-
des schließt sich nicht aus. Der Gegensatz zwischen dem zweiten
und dritten Stil, den man früher überscharf betonte, verwischt
sich immer mehr und Übergänge werden festgelegt. Der vierte
Stil entsteht aus dem zweiten, aber doch nicht ohne Einwirkung
des dritten. So lassen sich nur aus ihm die großen einfarbigen
Flächen des vierten Stils erklären, so ist es der Sockel des dritten,
welchen der vierte Stil übernimmt4. Aus dem vierten entwickeln
sich mit Rückblicken auf den zweiten Stil die architektonischen
Malereien der Hadriansvilla und der Zeit des Septimius Severus5.
Alle diese Dinge gibt es nur in Italien und einigen unmittelbar mit
Italien zusammenhängenden römischen Provinzen6. Der Osten
hat eine systematische W a n d d e k o r a t i o n mit Archi-
tekturen und strenger Einteilung nie gekannt.
Die großen Schwierigkeiten, welche sich der Rückführung aller
drei Stile auf den Osten entgegenstellen, hat man in der letzten
Zeit immer weniger verkannt. Außer von Delbrück, Winter und
1 Fiechter, Die baugeschichtliche Entwicklung des antiken Theaters,
S. 7 6 ff. u, ö.
2 Hellenistische Bauten in Latium II S. 169ff.
3 Winter bei Gercke-Norden, Einleitung2 *163; Studniczka, Tropaeum
Trajani, S. 67f. und Symposion Ptolemaios’ II. S. 117.
4 Vetter, Der Sockel, S. 51 ff.; Wolters bei Springer-Michaelis,
Handbuch10, S. 496.
5 Altmann, Die Ornamentik der antiken Sarkophage. Springer-
Michaelis a. a. O.10, S. 519, Abb. 973; S. 528, Abb. 988.
6 Darüber Bert Phil.-Woch. 1918 : Besprechung von Blanchet, Etüde
sur la decoration des edifices de la Gaule romaine und „Germania“ 1918,
II. Heft: Reste römischer Wandmalerei am Bodensee und Jura.
 
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