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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 12. Abhandlung): Alexandrinische Studien — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37645#0044
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Rudolf Pagenstecher:

geringen Reste pompejanischer Dekoration im Osten auf direkten
Import aus dem Westen zurückzuführen sind. Darüber wird noch
zu reden sein und es soll hier nur gesagt werden, daß ein reicher
Römer in Pergamon leicht auf den Gedanken kommen mochte,
sein Haus in einer heimischer Art ähnlichen Weise dekorieren zu
lassen, zumal die Römer schon früh eine bedeutende Rolle in
Pergamon gespielt haben.
Die in Alexandrien gefundenen Malereien1 pompejanischer
Manier bestehen aus den Wanddekorationen des sog. „Isiums“,
welche Elemente des zweiten bis vierten Stils in sich vereinigen
und erst in die Zeit Trajans gesetzt werden, sowie aus einer Grab-
malerei schlechtesten vierten oder eher eines noch späteren Stils,
die für die Herkunftsfrage nicht von Bedeutung sein kann. Die
Isiumsfresken lehren schon durch ihren Mischcharakter, daß Ale-
xandrien nicht der Ort ist, an dem einer dieser Stile geschaf-
fen sein kann, zumal von sog. ägyptisierenden Motiven nichts
zu sehen ist, außer einem lediglich von Botti erwähnten, im ale-
xandrinischen Museum offenbar nicht vorhandenen „Sperber“.
Unter den Ornamenten ist kein einziges, welches für Alexandrien
in Anspruch genommen werden könnte, allerdings auch keines,
Avelches etwa typisch italisch wäre. Ich habe an anderer Stelle
eingehend über diese Fresken gehandelt und verweise darauf.
Wir werden, da nach unsern vorhergehenden Betrachtungen für
die Entwicklung einer pompejanischen Dekorationsart im Rahmen
der beiden östlichen Inkrustationsstile kein Platz ist, zu der An-
nahme gedrängt, die alexandrinischen Malereien pompejanischen
Stils seien wie die von Pergamon italisches Erzeugnis.
Römischer Kunstexport also nach Ägypten! Das ist nicht so
unglaublich wie es zunächst vielleicht den Anschein hat. Die
ägyptisch-römische Kunst der alexandrinischen Münzen Domi-
tians und Hadrians ist Einfuhrgut aus Italien, soweit der Stil
in Frage kommt. Römische Militärgrabsteine beweisen, wenn auch
in beschränkter Zahl, daß das römische Militär seine eigenen
Kunstgedanken auch an den Nil verpflanzte. Zur Zeit des Augustus
beherrscht die italische Sigillata den alexandrinischen wie den
italischen Markt. Die alexandrinische Porträtplastik der Kaiser-
zeit ist ohne die stadtrömische Kunst nicht denkbar. An sich fällt
1 Sieglin-Schreiber II1 A S. 184 ff.-; sonst nur Botti, Fouilles ä la Co-
lonne Theodosienne S. 81 und Catalogue du Musee greco-romain S. 532 nrs.
29 und 50.
 
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