Metadaten

Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 12. Abhandlung): Alexandrinische Studien — Heidelberg, 1917

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37645#0046
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
44

Rudolf Pagenstecher:

der Malerei der Sarkophage äußert. Die Wirkung wird sich nicht
auf diese Kunsterzeugnisse allein beschränkt haben1.
Für uns von besonderer Wichtigkeit ist der Nachweis sizili-
schen Einflusses auf die späthellenistische und frührömische Archi-
tektur Alexandriens, den Delbrück erbracht hat. Das Schiff
Hierons, welches als Geschenk an den Hof der Ptolemäer ging, ist
ein Symbol dieser engen Beziehungen2.
Politisch ist dann Rom an die Stelle Unteritaliens und Siziliens
getreten. Der Norden löst den Süden ab, nachdem er durch ihn
und später durch seine Vermittlung seine Kultur erhalten hat.
Ob der zweite Stil in Rom ausgebildet wurde, oder in einer Stadt
des Südens, ist noch nicht zu entscheiden. Ich möchte für Rom
eintreten, da sudanische Architektur in den Dekorationen dieses
Stils nachgewiesen ist und er gleichzeitig mit der römischen Kolonie
in Pompeji auftritt (s. o. S.30). Der dritte Stil ist auf jeden Fall so
unverkennbar römisch, oder besser gesagt augusteisch, daß man
seinen Ursprung nur in der unmittelbaren Umgebung des Kaisers
suchen kann. Die Strenge der Farben, die Klarheit und Nüchternheit
des Wandaufbaues, die häufig fast spießige Moral der Bilder, das
sind Dinge, die in Alexandrien oder Antiochia einfach undenkbar
wären. Dem engen bürgerlichen Charakter des Augustus sind sie
angemessen, nicht der Frivolität, dem Witz und der berühmten
Bosheit der Alexandriner oder Antiocliener3.
Ausbildung also der pompejanischen Wandmalereien mit Aus-
nahme derjenigen des ersten Stils in Italien, wahrscheinlich in
Rom. Das ist nun nicht so zu verstehen, als habe Italien an dem
Inhalt der Dekoration den Hauptanteil gehabt. Die Schmuck-
motive, die dargestellten Architekturen zum großen Teil, die Bil-
der mit Ausnahme der typisch italischen kommen aus dem Osten.
Ihre Zusammenfassung aber zu einer Einheit, zu einem großan-
gelegten durchdachten System, das ist Italien Vorbehalten geblie-
ben, das hier den Spuren des hellenistischen Theaters folgte. Jede
Einzelheit einer Wand mag aus dem Osten gekommen sein: die
Architektur aus Syrien, das figürliche Bild aus Pergamon, die
1 Arch. Anz. 1909 S. 16ff. Sieglin-Schreiber II 3 S. 9, 22f.; Watzin-
ger, Griechische Holzsarkophage, 6. Yeröff. d. D. O. G. S. 76ff.
2 Delbrück a. a. 0. II S. 154ff. Athenaios V, 44; über die Wechsel-
beziehungen: Lumbroso, Recherches sur l’economie politique de l’Egypte,
S. 156 ff.
3 Vgl. auch Herrmann-Bruckmann, Denkmäler der Malerei, zu Taf. I.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften