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Rudolf Pagenstecher:
die von Perdrizet publizierten so ausgezeichnet erhaltenen
Bronzen der Sammlung Fouquet belehrten darüber, daß das Blatt
die Kopfzier des ägyptischen Hermes sei und daß neben ihm die
Feder zurückzutreten hat1.
Können wir für die Kenntnis des zwischen den Flügeln auf-
ragenden Symbols somit keinen positiven Nutzen aus der Sieg-
LiNschen Bronze ziehen, so fördert sie uns um so mehr in der Kennt-
nis des Hermes Diskobolos als eines statuarischen Typus. Obwohl
sich der Gott der Palästra, der TroaSoTpißv)«; apiorop, wie kein
anderer dazu eignet, den Diskos zu führen, hat sich ein Bild in
dieser Auffassung noch nicht nachweisen lassen. Münzen von
Amastris und eine Gemme hat Habici-i zusammengestellt, aber
sein Versuch, den Diskoboi des Vatikan als Hermes zu erklären,
hat mit Recht den Widerspruch von Michaelis gefunden2. Die
angespannte, dem Ziel zugewandte Haltung des ganzen Körpers
der vatikanischen Statue läßt sich nicht befriedigend deuten, wenn
der Gott selbst zur Darstellung hätte kommen sollen und die eine
Hand das Iverykeion hielt. Man sieht kein Ziel, keinen Zweck der
Konzentrierung der Kräfte, und darf dem M’eister, der dieses fein
berechnete Motiv schuf, einen solchen Mißgriff nicht Zutrauen.
Ein statuarischer Typus tritt uns in der Stuttgarter Bronze zum
erstenmal rein vor Augen. Daß diese Schöpfung nicht unberühmt
geblieben ist, beweisen Reste eines Stuckmodelles in von Bis-
sings Besitz3 — Arm und Bein —, nach dem weitere Repliken
gegossen werden sollten. Der mitsamt dem Diskos erhaltene
rechte Unterarm beweist die Identität mit dem Stuttgarter Typus,
obwohl der BissiNGSche Hermes Fußflügel hat. Da die Überein-
stimmung in allen Einzelheiten schlagend ist, hat man nicht an
zwei verschiedene Vorbilder zu denken, sondern an ungenaue Wie-
derholung ein und desselben Originals in einem der beiden Fälle.
Fraglich ist nur, welche Replik dem Original nähersteht. Am
wenigsten wahrscheinlich ist, daß das Original nur die Fußflügel
besessen hat, eher möglich die Anbringung dieses wichtigen Ab-
zeichens sowohl am Kopf Avie an den Fersen, und es ist sehr aauM
denkbar, daß, als der Stuttgarter Hermes in der Werkstatt ange-
1 Perdrizet, Les bronzes grecs d’ Egypte de la Collection Fouquet,
Taf. XVII.
2 Arch. Jahrb. XIII, 1898, 57ff.; Michaelis ebd. 175.
3 Ath. Mitt. XXXVII, 1912, 69f. Es handelt sich nicht, wie B. Schrö-
der, Diskoboi des Myron, 9, 1, annimmt, um eine Terrakottafigur.
Rudolf Pagenstecher:
die von Perdrizet publizierten so ausgezeichnet erhaltenen
Bronzen der Sammlung Fouquet belehrten darüber, daß das Blatt
die Kopfzier des ägyptischen Hermes sei und daß neben ihm die
Feder zurückzutreten hat1.
Können wir für die Kenntnis des zwischen den Flügeln auf-
ragenden Symbols somit keinen positiven Nutzen aus der Sieg-
LiNschen Bronze ziehen, so fördert sie uns um so mehr in der Kennt-
nis des Hermes Diskobolos als eines statuarischen Typus. Obwohl
sich der Gott der Palästra, der TroaSoTpißv)«; apiorop, wie kein
anderer dazu eignet, den Diskos zu führen, hat sich ein Bild in
dieser Auffassung noch nicht nachweisen lassen. Münzen von
Amastris und eine Gemme hat Habici-i zusammengestellt, aber
sein Versuch, den Diskoboi des Vatikan als Hermes zu erklären,
hat mit Recht den Widerspruch von Michaelis gefunden2. Die
angespannte, dem Ziel zugewandte Haltung des ganzen Körpers
der vatikanischen Statue läßt sich nicht befriedigend deuten, wenn
der Gott selbst zur Darstellung hätte kommen sollen und die eine
Hand das Iverykeion hielt. Man sieht kein Ziel, keinen Zweck der
Konzentrierung der Kräfte, und darf dem M’eister, der dieses fein
berechnete Motiv schuf, einen solchen Mißgriff nicht Zutrauen.
Ein statuarischer Typus tritt uns in der Stuttgarter Bronze zum
erstenmal rein vor Augen. Daß diese Schöpfung nicht unberühmt
geblieben ist, beweisen Reste eines Stuckmodelles in von Bis-
sings Besitz3 — Arm und Bein —, nach dem weitere Repliken
gegossen werden sollten. Der mitsamt dem Diskos erhaltene
rechte Unterarm beweist die Identität mit dem Stuttgarter Typus,
obwohl der BissiNGSche Hermes Fußflügel hat. Da die Überein-
stimmung in allen Einzelheiten schlagend ist, hat man nicht an
zwei verschiedene Vorbilder zu denken, sondern an ungenaue Wie-
derholung ein und desselben Originals in einem der beiden Fälle.
Fraglich ist nur, welche Replik dem Original nähersteht. Am
wenigsten wahrscheinlich ist, daß das Original nur die Fußflügel
besessen hat, eher möglich die Anbringung dieses wichtigen Ab-
zeichens sowohl am Kopf Avie an den Fersen, und es ist sehr aauM
denkbar, daß, als der Stuttgarter Hermes in der Werkstatt ange-
1 Perdrizet, Les bronzes grecs d’ Egypte de la Collection Fouquet,
Taf. XVII.
2 Arch. Jahrb. XIII, 1898, 57ff.; Michaelis ebd. 175.
3 Ath. Mitt. XXXVII, 1912, 69f. Es handelt sich nicht, wie B. Schrö-
der, Diskoboi des Myron, 9, 1, annimmt, um eine Terrakottafigur.