Al ex an dr i n i s ch e Studien.
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In die Architektur drängen sich gar bald ägyptisierende
Symbole ein. Lotos und Sonnenscheibe schmücken das korinthi-
sche Kapitell; die Tonfiguren werden in Alexandrien nachgebildet
und schon früh nach bestimmten Richtungen hin umgewandelt;
eine eigene Vasenfabrik beginnt noch vor der Jahrhundertwende.
Die Grabreliefs erhalten ägyptisierende Architekturen, und auch
die Plastik fängt an, sich selbständiger zu machen. Praxitelische
Formen sind es, die dabei als Grundlage dienen; die unübertroffene
Marmorbehandlung des Schöpfers des olympischen Hermes wird
zum. Ausgangspunkt für eine Technik genommen, welche die
Flächen weich ineinander verschwimmen läßt, Übergänge in Licht
und Schatten auflöst, das kraftvolle Leben in flaues Hindämmern
verwandelt. Für den mächtigen Gallierkopf von Gizeh ist hier
kaum ein Platz1. Soll großes Pathos zur Darstellung gelangen, so
reichen dazu die Mittel nur in den seltensten Fällen. Doch findet
auch die Richtung, welche wir mit dem Namen des Skopas ver-
knüpfen, ihre Fortsetzung, wie immer deutlicher wird2. Rei Be-
handlung der Alexanderköpfe hat Schreiber dies Verhältnis gerade-
zu umgedreht. Der SieGLiNSche Alexander ist charakteristisch
für die alexandrinische Art zu arbeiten — Skulpturen von Beng-
hazi stehen ihm nahe — und der ,,Inopos“ von Delos weist die-
selben Merkmale auf, ohne doch ein Bildnis des großen Königs
sein zu sollen3.
Dem anfangs nicht so recht beachteten, wohl in seiner Zähig-
keit und Stärke wesentlich unterschätzten Ägyptertum hat man
später größere Konzessionen gemacht. Wie in nachchristlicher
Zeit die römischen Kaiser, treten jetzt die Ptolemäer an die
1 Schreiber, Der Gallierkopf des Museums in Gizeh 15ff.; Bien-
kowski, Darstellungen der Gallier 35f.; Schumacher, Verzeichnis der Ab-
güsse mit Gallierdarstellungen, Mainzer Kat. 3,1911, 37 f.; anders urteilt
A. J. Reinach, doch beweisen die von ihm Mon. Piot XVIII 1910, 72 be-
sprochenen und Tafel VIII abgebildeten Tonköpfe nicht im Sinne des
Verfassers.
2 Ich. denke an den neuerdings veröffentlichten Kopf, Breccia, Rapp,
du Musee d’Alexandrie 1910/11, Taf. V, Fig. 16.
3 Schreiber, Studien über das Bildniss Alexanders d. Gr. 45ff., Taf. 2;
B. C. H. XXXV 1911, 288ff.; Amelung, Bull. comm. XXV 1897, 110ff.
und Ausonia III 1908, 91 ff. Außerordentlich charakteristisch ist das Por-
trät des Ptolemaios III. Euergetes bei Breccia, Rapport a. a. O. Taf. VI.
Gegen Amelung ist neuerdings Perdrizet aufgetreten, dessen Ausführungen
durch das hier Vorgetragene eine willkommene Stütze finden (B. C. Ii. XXXVI
1912, 268ff. und Bronzes grecs de la Collection Fouquet a. a. O.).
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In die Architektur drängen sich gar bald ägyptisierende
Symbole ein. Lotos und Sonnenscheibe schmücken das korinthi-
sche Kapitell; die Tonfiguren werden in Alexandrien nachgebildet
und schon früh nach bestimmten Richtungen hin umgewandelt;
eine eigene Vasenfabrik beginnt noch vor der Jahrhundertwende.
Die Grabreliefs erhalten ägyptisierende Architekturen, und auch
die Plastik fängt an, sich selbständiger zu machen. Praxitelische
Formen sind es, die dabei als Grundlage dienen; die unübertroffene
Marmorbehandlung des Schöpfers des olympischen Hermes wird
zum. Ausgangspunkt für eine Technik genommen, welche die
Flächen weich ineinander verschwimmen läßt, Übergänge in Licht
und Schatten auflöst, das kraftvolle Leben in flaues Hindämmern
verwandelt. Für den mächtigen Gallierkopf von Gizeh ist hier
kaum ein Platz1. Soll großes Pathos zur Darstellung gelangen, so
reichen dazu die Mittel nur in den seltensten Fällen. Doch findet
auch die Richtung, welche wir mit dem Namen des Skopas ver-
knüpfen, ihre Fortsetzung, wie immer deutlicher wird2. Rei Be-
handlung der Alexanderköpfe hat Schreiber dies Verhältnis gerade-
zu umgedreht. Der SieGLiNSche Alexander ist charakteristisch
für die alexandrinische Art zu arbeiten — Skulpturen von Beng-
hazi stehen ihm nahe — und der ,,Inopos“ von Delos weist die-
selben Merkmale auf, ohne doch ein Bildnis des großen Königs
sein zu sollen3.
Dem anfangs nicht so recht beachteten, wohl in seiner Zähig-
keit und Stärke wesentlich unterschätzten Ägyptertum hat man
später größere Konzessionen gemacht. Wie in nachchristlicher
Zeit die römischen Kaiser, treten jetzt die Ptolemäer an die
1 Schreiber, Der Gallierkopf des Museums in Gizeh 15ff.; Bien-
kowski, Darstellungen der Gallier 35f.; Schumacher, Verzeichnis der Ab-
güsse mit Gallierdarstellungen, Mainzer Kat. 3,1911, 37 f.; anders urteilt
A. J. Reinach, doch beweisen die von ihm Mon. Piot XVIII 1910, 72 be-
sprochenen und Tafel VIII abgebildeten Tonköpfe nicht im Sinne des
Verfassers.
2 Ich. denke an den neuerdings veröffentlichten Kopf, Breccia, Rapp,
du Musee d’Alexandrie 1910/11, Taf. V, Fig. 16.
3 Schreiber, Studien über das Bildniss Alexanders d. Gr. 45ff., Taf. 2;
B. C. H. XXXV 1911, 288ff.; Amelung, Bull. comm. XXV 1897, 110ff.
und Ausonia III 1908, 91 ff. Außerordentlich charakteristisch ist das Por-
trät des Ptolemaios III. Euergetes bei Breccia, Rapport a. a. O. Taf. VI.
Gegen Amelung ist neuerdings Perdrizet aufgetreten, dessen Ausführungen
durch das hier Vorgetragene eine willkommene Stütze finden (B. C. Ii. XXXVI
1912, 268ff. und Bronzes grecs de la Collection Fouquet a. a. O.).