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Max Walleser:
Erklärung von aranä-viharin als ,,im Frieden lebend“ (living in
peace, Feer: ,qui resident dans la paix‘) fordere. Nur wird man
sich die Frage vorlegen dürfen, ob nicht schon die auf Subhüti
bezügliche Stelle ebd. p. 130 1. 1. „so ’ ranya-pratipadam sainadaya“1)
,,il prit donc le chemin de la paix“2) durch so ’ranä-pratipadam
samadäya zu korrigieren ist, indem aus dem Textzusammenhang
nicht recht ersichtlich ist, weshalb Subhüti sich hätte in die Einöde
[aranya, auch „Wald“) zurückziehen sollen, um sich dort den ,,rules
of forest-life“3) zu unterziehen. Es würde meines Erachtens besser
zu dem unmittelbar Folgenden passen, wenn auch hier arana-0 statt
aranya-° eingesetzt würde; der unmittelbar an jene Stelle sich an-
schließende Satz ,,yadä sanghe va grame va deSe vä jana-pade vä
bhiksä-hetor vihartu-Jcamo bkavati tada pürvataram gocaram4) avaloJca-
yati„wenn er in einer Gemeinde oder einem Dorfe oder einer
Gegend oder einem Lande des Betteins halber sich aufzuhalten
wünscht, dann betrachtet er zuerst das (Weide-) Gebiet“, steht
sogar in direktem Widerspruch zu der Annahme, daß Subhüti ein
in der Waldeinöde wohnender Anachoret gewesen sei. Allerdings
wäre immer noch zu berücksichtigen, daß auch das Wort aranya
mit aranä enge verwandt ist5), indem es ursprünglich entweder das
„Lärmlose“ oder das „Streitlose“, d. h. das nicht als Wohn- oder
Weideplatz umstrittene Gebiet, also Einöde oder Wald, bezeichnete.
Falls man annehmen dürfte, daß auch noch zur Zeit der älteren
buddhistischen Sanskrit-Literatur dieser ursprüngliche Begriff von
aranya nicht völlig verdunkelt war, ließe sich daher auch aranya
in dem fraglichen Passus des Avadäna-sataka, wie übrigens auch
an den schon erwähnten Stellen der Asta- und Sata-sähasrikä-pra-
jnäpäramitä rechtfertigen, nur müßte man den Vorbehalt machen,
daß aranya hier nicht „Wald“, sondern eben „Streit-“ oder ,Harm-
losigkeit“ bedeutet, also dasselbe, was einige Zeilen später aranä.
Aus dieser Darstellung des Avadäna-sataka ergibt sich übrigens auch,
wie die unter (1) des aus dem FanMWningM^chi2 herangezogenen
x) Ex conject.; das MS. bot °ranyam pratipadam.
2) Hierzu die Anm. (1. c. p. 368 n. 1): „Ou de la foret. Le tibetain rend
aranyam par non mons med pa, qui, plus loin, traduit arana et en est d’ailleurs
donnd comme l’equivalent dans le Dict. tibetain-sanskrit ... Je crois que, ici,
et meme ailleurs, on a fait confusion ent-re aranya (foret) et arana negatif de
rana (passion ardente, bruit, Bataille).“
3) Speyer, 1. c. — 4) Tib. spyod-yul.
°) Vgl. Böthlingk-Roth, Wb. s. v.
Max Walleser:
Erklärung von aranä-viharin als ,,im Frieden lebend“ (living in
peace, Feer: ,qui resident dans la paix‘) fordere. Nur wird man
sich die Frage vorlegen dürfen, ob nicht schon die auf Subhüti
bezügliche Stelle ebd. p. 130 1. 1. „so ’ ranya-pratipadam sainadaya“1)
,,il prit donc le chemin de la paix“2) durch so ’ranä-pratipadam
samadäya zu korrigieren ist, indem aus dem Textzusammenhang
nicht recht ersichtlich ist, weshalb Subhüti sich hätte in die Einöde
[aranya, auch „Wald“) zurückziehen sollen, um sich dort den ,,rules
of forest-life“3) zu unterziehen. Es würde meines Erachtens besser
zu dem unmittelbar Folgenden passen, wenn auch hier arana-0 statt
aranya-° eingesetzt würde; der unmittelbar an jene Stelle sich an-
schließende Satz ,,yadä sanghe va grame va deSe vä jana-pade vä
bhiksä-hetor vihartu-Jcamo bkavati tada pürvataram gocaram4) avaloJca-
yati„wenn er in einer Gemeinde oder einem Dorfe oder einer
Gegend oder einem Lande des Betteins halber sich aufzuhalten
wünscht, dann betrachtet er zuerst das (Weide-) Gebiet“, steht
sogar in direktem Widerspruch zu der Annahme, daß Subhüti ein
in der Waldeinöde wohnender Anachoret gewesen sei. Allerdings
wäre immer noch zu berücksichtigen, daß auch das Wort aranya
mit aranä enge verwandt ist5), indem es ursprünglich entweder das
„Lärmlose“ oder das „Streitlose“, d. h. das nicht als Wohn- oder
Weideplatz umstrittene Gebiet, also Einöde oder Wald, bezeichnete.
Falls man annehmen dürfte, daß auch noch zur Zeit der älteren
buddhistischen Sanskrit-Literatur dieser ursprüngliche Begriff von
aranya nicht völlig verdunkelt war, ließe sich daher auch aranya
in dem fraglichen Passus des Avadäna-sataka, wie übrigens auch
an den schon erwähnten Stellen der Asta- und Sata-sähasrikä-pra-
jnäpäramitä rechtfertigen, nur müßte man den Vorbehalt machen,
daß aranya hier nicht „Wald“, sondern eben „Streit-“ oder ,Harm-
losigkeit“ bedeutet, also dasselbe, was einige Zeilen später aranä.
Aus dieser Darstellung des Avadäna-sataka ergibt sich übrigens auch,
wie die unter (1) des aus dem FanMWningM^chi2 herangezogenen
x) Ex conject.; das MS. bot °ranyam pratipadam.
2) Hierzu die Anm. (1. c. p. 368 n. 1): „Ou de la foret. Le tibetain rend
aranyam par non mons med pa, qui, plus loin, traduit arana et en est d’ailleurs
donnd comme l’equivalent dans le Dict. tibetain-sanskrit ... Je crois que, ici,
et meme ailleurs, on a fait confusion ent-re aranya (foret) et arana negatif de
rana (passion ardente, bruit, Bataille).“
3) Speyer, 1. c. — 4) Tib. spyod-yul.
°) Vgl. Böthlingk-Roth, Wb. s. v.