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H. DRiEscn:
Wirklichen ist behaftet mit einem allgemeinen Beziehungsgefüge,
welches als Raum ,,erscheint".
Aus dem naturlogischen ,,System von Urdinglagen" ist
also metaphysisch geworden — etwas auf ein System von Ur-
dinglagen als seine ,,Erscheinung" Bezügliches.
Das ist die Kennzeichnung, das besondere des Wirk-
lichen, welches sich bei metaphysischer Deutung aus dem Wissen
um die empirische unbelebte* Natur ergibt. ,,Lagen" und ^Be-
ziehung auf Lagen" als Form der Erscheinung — dabei bleibt es.
Wahrlich — keine Beschaffenheitskennzeichnung von großer
Inhaltlichkeit.
Aber vielleicht wird die Inhaltlichkeit des Wirklichen größer,
wenn wir von der unbelebten Natur zur belebten weiterschreiten.
Tun wir das also, zunächst im Bereich des Empirischen.
ln der belebten Natur geschieht das Werden nach einem
anderen Typus als in der unbelebten Natur: in dieser sind die
einzelnen Veränderungen der einzelnen Urdinge auf einzelne
zeitlich frühere Veränderungen einzelner Urdinge im Sinne kau-
saler Verknüpfung zu beziehen, in jener geschehen Komplexe
von Veränderungseinzelheiten als Ganzheiten und sind kausal
zu beziehen auf unanschauliche ganzheitliche Werdebestimmer.
Das eine Mal Summen, das andere Mal Einheit, dort raumhaftes
einzelnes Geschehen mit anderem raumhaftem einzelnem ^an-
schaulichem" Geschehen verkettet, hier raumhaftes ganzheitliches
Geschehen verkettet mit unraumhaftem ,,unanschaulichem" Ge-
schehen, mit Geschehen, welches, wenn der Ausdruck erlaubt
ist, ,,in den Raum" hineinwirkt.
Metaphysisch bedeutet dieser Zwiespalt im Naturhaft-empiri-
schen, der Zwiespalt zwischen Mechanismus und Vitalismus,
sicherlich etwas sehr Wesentliches, und zwar bedeutet er eine
Einsicht, die zugleich zu einem tieferen Erfassen der metaphysi-
schen Bedeutung des Raumes führt:
Es gibt, so lehrt das Studium des Belebten, im Empirischen
(von der ,,Zeit" ganz abgesehen), neben dem Beziehungsgefüge
noch ein anderes Beziehungsgefüge, welches das Gefüge
,,Raum" gleichsam schneidet; dieses Gefüge ist freilich nur in
Bruchstücken kennbar, nämlich nur da, wo es mit dem, was
dem Raumesgefüge angehört, verkettet ist. Im Metaphysischen
,,gibt es" also einen gewissen Bereich von Kennzeichen, welcher
vollständig als Geschehen im Raum, d. h. als unbelebte Natur,
H. DRiEscn:
Wirklichen ist behaftet mit einem allgemeinen Beziehungsgefüge,
welches als Raum ,,erscheint".
Aus dem naturlogischen ,,System von Urdinglagen" ist
also metaphysisch geworden — etwas auf ein System von Ur-
dinglagen als seine ,,Erscheinung" Bezügliches.
Das ist die Kennzeichnung, das besondere des Wirk-
lichen, welches sich bei metaphysischer Deutung aus dem Wissen
um die empirische unbelebte* Natur ergibt. ,,Lagen" und ^Be-
ziehung auf Lagen" als Form der Erscheinung — dabei bleibt es.
Wahrlich — keine Beschaffenheitskennzeichnung von großer
Inhaltlichkeit.
Aber vielleicht wird die Inhaltlichkeit des Wirklichen größer,
wenn wir von der unbelebten Natur zur belebten weiterschreiten.
Tun wir das also, zunächst im Bereich des Empirischen.
ln der belebten Natur geschieht das Werden nach einem
anderen Typus als in der unbelebten Natur: in dieser sind die
einzelnen Veränderungen der einzelnen Urdinge auf einzelne
zeitlich frühere Veränderungen einzelner Urdinge im Sinne kau-
saler Verknüpfung zu beziehen, in jener geschehen Komplexe
von Veränderungseinzelheiten als Ganzheiten und sind kausal
zu beziehen auf unanschauliche ganzheitliche Werdebestimmer.
Das eine Mal Summen, das andere Mal Einheit, dort raumhaftes
einzelnes Geschehen mit anderem raumhaftem einzelnem ^an-
schaulichem" Geschehen verkettet, hier raumhaftes ganzheitliches
Geschehen verkettet mit unraumhaftem ,,unanschaulichem" Ge-
schehen, mit Geschehen, welches, wenn der Ausdruck erlaubt
ist, ,,in den Raum" hineinwirkt.
Metaphysisch bedeutet dieser Zwiespalt im Naturhaft-empiri-
schen, der Zwiespalt zwischen Mechanismus und Vitalismus,
sicherlich etwas sehr Wesentliches, und zwar bedeutet er eine
Einsicht, die zugleich zu einem tieferen Erfassen der metaphysi-
schen Bedeutung des Raumes führt:
Es gibt, so lehrt das Studium des Belebten, im Empirischen
(von der ,,Zeit" ganz abgesehen), neben dem Beziehungsgefüge
noch ein anderes Beziehungsgefüge, welches das Gefüge
,,Raum" gleichsam schneidet; dieses Gefüge ist freilich nur in
Bruchstücken kennbar, nämlich nur da, wo es mit dem, was
dem Raumesgefüge angehört, verkettet ist. Im Metaphysischen
,,gibt es" also einen gewissen Bereich von Kennzeichen, welcher
vollständig als Geschehen im Raum, d. h. als unbelebte Natur,