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Driesch, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 11. Abhandlung): Die Beschaffenheit des hoechsten Objekts — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37673#0014
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14

H. DRiEscH:

Sind wir also durch die Auflösung der dualistischen Frage
weiter gekommen in dem Wissen um das ynufe, die ^Beschaffen-
heit" des höchsten Gegenstandes? Wir sind es wiederum um
keinen Schritt! —
Ein Schattenreich von Beziehungsgefügen rein form-
hafter Art ist uns also bis jetzt das Wirkliche geblieben, und das
höchste, was wir über dieses Schattenreich wissen', ist nur dieses
Eine, daß es Unterschiede des Beziehlichen in ihm gibt: das
als erscheinende Gefüge von Beziehungen ist unterschieden
von den Gefügen, welche erscheinen als als Träger der
gu^zAeh, als Träger der unbelebten als Träger des
allgemeinen dualistischen Baues. Was wir aber kennen inner-
halb aller dieser Gefüge, das sind nur ,,Lagen" mit allem, was
sie angeht.
Das Wirkliche ist so geartet, daß es ,,erscheint" als
Lagen und Lageveränderungen von Etwas, und daß
es unterschiedene Be ziehungsgefüge besitzt, welche
als die verschiedenen empirischen Lagen und Lage-
veränderungen angebenden Formen der Beziehlichkeit
,,erscheinen" — das ist alles.
Lohnt dieses schattenhafte Ergebnis das ganze metaphysi-
sche Unternehmen ? Doch höchstens deshalb, weil immerhin der
bloße Ich-Bezug des Gewußten, der ,,Solipsismus" gesprengt ist,
weil Ich immerhin aus dem Für-mich herausgekommen bin.
Gewiß ist das eine Art Befreiung; aber armselig bleibt trotzdem
das eigentlich positive Ergebnis.
Aber muß es bei dieser Schattenmetaphysik bleiben? Wie,
wenn es nicht so wäre, wenn unser Ergebnis nur deshalb so leer
und öde geworden wäre — (im Grunde ganz ebenso öde und
leer, wie die Ergebnisse der strengen mechanischen und biologi-
schen empirischen Naturforschung, wenn man sie als ^Welt-
anschauung" nimmt) — wenn es nur deshalb so öde geblieben
wäre, weil wir unserer ganzen Erörterung uneingestandenermaßen
eine gewisse Beschränkung auferlegt hatten, nur deshalb, weil
wir zum Ausgang unseres Bestrebens, ein echtes des höch-
sten Gegenstandes durch Wissen zu erreichen, ein Etwas gewählt
hatten, was gar kein vollständiger Ausgang, was, anders
gesagt, nicht .der uns mögliche Reichtum an ,,Ausgang", oder,
richtig verstanden, an ,,Eingang" gewesen war ?
 
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