Metadaten

Driesch, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 11. Abhandlung): Die Beschaffenheit des hoechsten Objekts — Heidelberg, 1918

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37673#0019
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die Beschaffenheit des höchsten Objekts.

19

schweren Entschluß, überhaupt in die Metaphysik hineinzugehen
und nicht lieber in reinem methodischem Solipsismus darin zu
bleiben, wohl kaum lohnt.
Doch wir lehren ja nicht den Mechanismus für das reine
Objekt. Wir können also mehr, und wir wollen auch mehr. So
wollen wir uns denn, anschicken, das zynnie des höchsten gewußten
Gegenstandes, des fEiriciicAen, auch nach der Seite des reinen
Objekts zu bereichern und zwar, indem wir das reine Objekt
izeseeien. —
Die Bereicherung der reinen Objekt-seite am Wirklichen
im Sinne einer Beseelung geht über den ,,Vitalismus", geht hin-
durch durch die Lehre, daß ein Mechanismus nicht sein
kann. Nicht freilich ist der Vitalismus schon selbst diese Be-
reicherung des Objektes; er muß über sich selbst als reine Natur-
lehre hinausgehen, um höheres zu erreichen.
Als eigentliche Naturlehre hat der Vitalismus dieses ge-
leistet :
Er hat das Gebahren, d. h. die Reaktionsweisen meines
Körpers und anderer organischer Körper, der ,,anderen Men-
schen" nämlich und der Tiere, rein gegenständlich im Sinne der
theoretischen empirischen Naturlehre untersucht und hat gefun-
den, daß eine ,,Maschine" hier nicht die Grundlage des Geschehens
sein könne, daß unraumhafte ganzheitliche Naturfaktoren in
das Getriebe der materiellen Naturfaktoren eingreifen.
Er hat dasselbe für die Formbildung und die eigentliche
Physiologie gezeigt.
An und für sich genommen kommt der Vitalismus mit diesen
seinen Leistungen über das Whssen um Lagen und Lagebeziehun-
gen, wie wir wissen, nicht hinaus; nur daß es sich um amechanische
Lagebeziehungsänderungen handelt, hat er gefunden.
Aber nun verbindet sich der Vitalismus mit den Ergebnissen
anderer Zweige des WAssens und tut so den entscheidenden Schritt:
VcA habe, um das Kommen und Gehen der Erlebnisinhalte,
welche Ich, oder besser: mein Nei&si, bewußt hatte, das ^un-
bewußte" Seinsreich meine Neeie gesetzt; ich habe auch, wie wir
wissen, im Rahmen des Seinsreiches Aninr den Naturgegenstand
mein Lezh gesetzt. Mein Leib folgt vitalistischer Gesetzlichkeit
des Geschehens, ein unanschaulicher unraumhafter Natur-Werde-
bestimmer, den wir ,,Psychoid" nennen wollen, ist maßgebend
für das, was an meinem Leib geschieht. Nun ist aber das Geschehen

2
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften