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Driesch, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 11. Abhandlung): Die Beschaffenheit des hoechsten Objekts — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37673#0026
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H. DmEscH :

Doch diese Fragen liegen außerhalb des Rahmens unserer
Untersuchung.
Dagegen müssen wir einem allgemeineren Sachverhalt unsere
Aufmerksamkeit noch zuwenden: Im Rahmen des gewußten
Wissens, der allein, wie wir jetzt gelernt haben, dem gewußten
höchsten Gegenstände Beschaffenheits-reichtum, Reichtum des
verbürgt, ist das gewußte Wissen, welches im ,,anderen"
menschlichen Wissen ,erscheint", das einzige echt gekannte
Wissen. ,,Ich habe bewußt Etwas" — das ist selbst der urgewußte,
der allein restlos gewußte Sachverhalt mit Rücksicht auf Wissen.
Diesen Bestand nun schauen wir, als grundsätzlich denselben,
als reines Objekt uns gegenüber nur im gewußten Wissen des
anderen Menschen. In absteigender Linie immer Ich-wissens-
fremder wird das gewußte Wissen da, wo es im Verhalten der
Tiere, in der Formbildung und im Überpersönlichen erscheint.
Gewiß, das wird TUGsen, gewußt; aber doch Wissen von ganz
ich-fremden Arten, von Arten, welche mit dem urgewußten Ich-
Wissen zusammen die Gattung ,,Wessen überhaupt" ausmachen.
Ja, der Sachverhalt ist, wenn er in ganzer Strenge aufgelöst wird,
sogar noch viel dunkler und geheimnisvoller:
/cA tneG? AGfnn.5, das soll die eine ,,Art" sein vom Genus ,,IFG-
.se^-A&erAnnpF'. Nennen wir diese Art A b G, durch die drei Buch-
staben die Dreiheit des ,,Ich weiß Etwas", (welche freilich, wie
wir wissen, eine Dreieinigkeit ist,) bezeichnend. Die nur ahnend
gewußten Arten von Wissensgegenständlichkeit wären dann ent-
sprechend XiYiZ], XgYgZa, XgygZg usw., wobei, nach dem
Vorbild der Mathematik die X, y und Z ,,Unbekannte" bezeichnen
sollen. Welche Formel muß nun das Genus ,,Wissen überhaupt"
bekommen? Offenbar die Formel: XyZ.
Der Sachverhalt ist also dieser: Innerhalb einer dem eigent-
lichen Sosein nach unbekannten Gattung kennen wir im
echten Wortsinne nur eine Art und wissen wir nur um das schlichte
Dasein, aber nicht um das Sosein, einer großen Mannigfaltigkeit
anderer Arten.
Es möchte scheinen, als sei der Reichtum, welchen wir dem
gewußten höchsten Gegenstände gewonnen zu haben glaubten,
wieder zerronnen, als seien wir doch nicht viel weiter gekommen
als damals, als wir wußten, daß das Wirkliche etwas in mannig-
facher Weise auf Lagen und Lageveränderungen ,,Bezüg-
tiches" sei.
 
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