]. Das Diatessaron und seine Bedeutung für die Textkritik der Evangelien. 49
mit σανδάλια begnügen. Damit gewinnt das Wort in seiner Um-
gestaltung durch Tatian einen Sinn, der mit seiner Denkweise vor-
trefflich stimmt. Allerdings muh man ihm dabei Zutrauen, daß er
sich einen derartig eigenmächtigen Eingriff in die Überlieferung
erlaubt habe. Da es hierfür, wie oben gezeigt wurde (S. 32), auch
sonst nicht an Beispielen fehlt, wird das kein Beweisgrund gegen
eine derartige Überlegung sein.
Zerfällt damit der auf eine Textstelle gegründete Beweis für
die Ursprünglichkeit der syrischen Form des Diatessarons in sich,
so bleibt nur die Geltendmachung allgemeiner Erwägungen übrig,
um die Frage zu entscheiden. Auf die Fassung des Titels wird
man kaum allzuviel Gewacht legen dürfen. Der Ausdruck Διατεσσάρων
ist musikalischer Fachausdruck und gerade solche sind in die an
Fremdwörtern nicht arme syrische Sprache aufgenommen worden,
wie das bei der Ausbreitung der hellenistischen Kultur im Osten
nicht wmndernehmen kann: κιθάρα, — συμφωνία,
vielleicht eine Art Dudelsack, jedenfalls ein Musikinstrument;
rcii.nc\=i bucina wird wohl von den römischen Fegionären nach
Syrien verbracht worden sein. Es ist daher nicht einzusehen,
warum nicht auch - Διατεσσάρων als Fremdwort von Tatian
ebenso unbedenklich gebraucht sein sollte, wde man das griechische
Fremdworts aA^ior^ ευαγγέλιον gebrauchte, obgleich man dafür ein
gutes syrisches Wort besaß: κΆγτποο. Ich möchte darauf um so
weniger Gewicht legen, als das Wort Διατεσσάρων nur den Unter-
titel des Werkes bildete, während der Haupttitel ευαγγέλιον του
σωτήρος95) ημών <ΊησοΟ Χριστού τό διά τεσσάρων) lautete96), syrisch:
(_ ο·τοα\>1 ,αα ^c\x») r^AGnßo
Dagegen haben die von Zahn mit einem Federstrich be-
seitigten Gründe doch mehr Gewicht, als er Wort haben will.
Tatian ist bekannt als griechischer Schriftsteller; als solchen
95) Das ergibt sich aus der Anführung des Anfangs bei Afrahat I, 10 (Wright
und die Rede des Herrn Christus, wie er geschrieben ist am Anfang des Evan-
geliums unseres Heilands“. Danach läßt sich der Titel noch mit aller wünschens-
werten Zuverlässigkeit wiederherstellen.
96) Die armenische Übersetzung der Homilien liest ι,,Ι-,,,η'υ ,rirfu,j _
τοΟ κυρίου ημών. Das kann bloße Gedankenlosigkeit sein; aber an sich wäre
auch nicht unmöglich, daß die Vorlage so las.
Sitzungsberichte der Heidelb. Akademie, philos.-hist. Kl. 1918. 15. Abh. 4
mit σανδάλια begnügen. Damit gewinnt das Wort in seiner Um-
gestaltung durch Tatian einen Sinn, der mit seiner Denkweise vor-
trefflich stimmt. Allerdings muh man ihm dabei Zutrauen, daß er
sich einen derartig eigenmächtigen Eingriff in die Überlieferung
erlaubt habe. Da es hierfür, wie oben gezeigt wurde (S. 32), auch
sonst nicht an Beispielen fehlt, wird das kein Beweisgrund gegen
eine derartige Überlegung sein.
Zerfällt damit der auf eine Textstelle gegründete Beweis für
die Ursprünglichkeit der syrischen Form des Diatessarons in sich,
so bleibt nur die Geltendmachung allgemeiner Erwägungen übrig,
um die Frage zu entscheiden. Auf die Fassung des Titels wird
man kaum allzuviel Gewacht legen dürfen. Der Ausdruck Διατεσσάρων
ist musikalischer Fachausdruck und gerade solche sind in die an
Fremdwörtern nicht arme syrische Sprache aufgenommen worden,
wie das bei der Ausbreitung der hellenistischen Kultur im Osten
nicht wmndernehmen kann: κιθάρα, — συμφωνία,
vielleicht eine Art Dudelsack, jedenfalls ein Musikinstrument;
rcii.nc\=i bucina wird wohl von den römischen Fegionären nach
Syrien verbracht worden sein. Es ist daher nicht einzusehen,
warum nicht auch - Διατεσσάρων als Fremdwort von Tatian
ebenso unbedenklich gebraucht sein sollte, wde man das griechische
Fremdworts aA^ior^ ευαγγέλιον gebrauchte, obgleich man dafür ein
gutes syrisches Wort besaß: κΆγτποο. Ich möchte darauf um so
weniger Gewicht legen, als das Wort Διατεσσάρων nur den Unter-
titel des Werkes bildete, während der Haupttitel ευαγγέλιον του
σωτήρος95) ημών <ΊησοΟ Χριστού τό διά τεσσάρων) lautete96), syrisch:
(_ ο·τοα\>1 ,αα ^c\x») r^AGnßo
Dagegen haben die von Zahn mit einem Federstrich be-
seitigten Gründe doch mehr Gewicht, als er Wort haben will.
Tatian ist bekannt als griechischer Schriftsteller; als solchen
95) Das ergibt sich aus der Anführung des Anfangs bei Afrahat I, 10 (Wright
und die Rede des Herrn Christus, wie er geschrieben ist am Anfang des Evan-
geliums unseres Heilands“. Danach läßt sich der Titel noch mit aller wünschens-
werten Zuverlässigkeit wiederherstellen.
96) Die armenische Übersetzung der Homilien liest ι,,Ι-,,,η'υ ,rirfu,j _
τοΟ κυρίου ημών. Das kann bloße Gedankenlosigkeit sein; aber an sich wäre
auch nicht unmöglich, daß die Vorlage so las.
Sitzungsberichte der Heidelb. Akademie, philos.-hist. Kl. 1918. 15. Abh. 4