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Hausrath, August; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 2. Abhandlung): Achiqar und Aesop: das Verhältnis der orientalischen zur griechischen Fabeldichtung — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37664#0019
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Achiqar und Aesop.

19

Einer solchen Sammlung Δημοκρίτου λόγοι Βαβυλώνιοι hat
dann in alexandrinischer Zeit ein Fälscher durch die Angabe,
sie stammten von der Stele des Achiqar, die Demokrit auf seinen
Reisen in Babylon abgeschrieben habe (vgl. περί των εν Βαβνλώνι
ιερών γραμμάτων im Pinax), besondere Gewähr zu verschaffen
gesucht. Aber es waren Pseudodemokritea1. Für die Annahme,
der echte Demokrit habe den Achiqar benutzt, läßt sich aus der
Clemensstelle, die die Unterlage zu allen diesen Hypothesen bil·
det, kein taugliches Material gewinnen und ebensowenig für die
weitergehenden Kombinationen und Perspektiven von Wilamo-
witz über die Geschichte des Volksbuches von Aesop und die der
jonischen Volksdichtung überhaupt.
Wenn also Demokrit ausscheidet, so erhebt sich aufs neue die
Frage, wer die Weisheit Achiqars den Hellenen bekannt gemacht
hat. Da dies Kapitel in der Literatur namentlich durch Nöldeke
durchaus erschöpfend behandelt ist, kann ich mich auf ein kurzes
Referat beschränken.
Der Vermittler war, wie schon Diels hervorgehoben hat2,
aller Wahrscheinlichkeit nach Theophrast. Damit kämen wir in
eine Zeit, in der die Beeinflussung Griechenlands durch den Orient
längst mit Händen zu greifen ist. Leider bleibt uns dessen ’Ακι-
χαρος — so bei Diog. Laertius V 50 — in allen Einzelheiten un-
klar. Nur die Unechtheitserklärung durch Stubemunu3 wird
heute wohl niemand mit Nöldeke billigen.
Dagegen hat Studemund das Verdienst, in dem ..ICAR
des Monnusmosaiks in Trier unseren AC]1CAR erkannt zu haben.
Der Mann mit dem arabischen Namen kannte den heimischen
Weisen wohl aus dem Roman und setzte ihn neben das Bild der
Polyhymnia als Archegeten des Epos, wie er zu den anderen Musen
ebenso weit hergeholte Dunkelmänner wie THAMYRIS und
HYJAGN1S gesellte.
Mit Nöldeke einig bin ich schließlich auch in der Beurteilung
der oft hierhergezogenen Strabostelle 762, wo unter allerlei Pro-
pheten aufgeführt werden παρά δέ τοϊς Βοσπορηνοϊς [βοστρηνοΐς
epitome Vaticana] ’Ακαίχαρος . . . παρά δέ τοϊς Πέρσαις οι Μάγοι
. . . παρά δέ τοϊς Άσσνρίοις Χαλδαϊοι. Da das η in Βοσπορηνοϊς
1 So urteilt noch jetzt Nöldeke und ebenso — vor dem Funde von
Elephant.ine — Smend.
2 S. o. S. 9.
3 Jahrb. des arch. Instit. V 2.
 
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