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Hausrath, August; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 2. Abhandlung): Achiqar und Aesop: das Verhältnis der orientalischen zur griechischen Fabeldichtung — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37664#0020
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20

August Hausrath:

hei Strabo unmöglich ist, hat man1 dafür Βορσιηπψοϊς ge-
schrieben. Aber wie kommt Achiqar unter die Propheten ? Und
wie passen die Βοροίππψοί, die sonst nur noch einmal, wieder
bei Strabo (739), erwähnt werden, und zwar als ein Teil der in
der obigen Stelle schon genannten Χαλδαϊοι, hierher, wo nur
größere Völkerschaften und zwar offenkundig in geographischer
Anordnung genannt werden ? Also ist Nöldekes Annahme wohl
richtig, daß hier „der Name eines skythischen oder sonst bar-
barischen Propheten oder Schamanen überliefert sei, der nur
zufällig wie Achiqar geklungen habe.“
2.
Somit wird in der Tat das Verhältnis von Achiqar und Aesop
und damit das der orientalischen Fabel zur griechischen nur aus
einer Gegenüberstellung der in beiden Sammlungen sich ent-
sprechenden Fabeln zu ermitteln sein. Ich nehme also den von
Smend gemachten Versuch auf Grund genauer Kenntnis des grie-
chischen Materials namentlich auch des handschriftlichen2 wieder
auf. Ich versuche aber gleichzeitig dabei vom Einzelfall zum
Grundsätzlichen der vergleichenden Fabelforschung vorzudringen,
um so aus dieser zunächst vielleicht ziemlich unfruchtbar erschei-
nenden Streitfrage allgemein gültige Ergebnisse zu erzielen. Dabei
gehe ich, wie Smend das tun mußte, von der entwickelten syrischen
Form des Achiqar aus. Ein Schlußabschnitt sucht dann die Be-
deutung des aramäischen Achiqar für die Geschichte der Fabel
festzustellen.
Was nun das Grundsätzliche der vergleichenden Fabel-
forschung betrifft, so muß ich auf das zurückkommen, was ich
Pauly-Wissowa R. E. VI 1324ff. ausgeführt habe. Die seit alter
Zeit beliebte Methode, zwei Fabeln aus der Literatur verschie-
dener Völker nebeneinander zu stellen und mit ästhetischem Räson-
nement die eine als die ursprünglichere zu erweisen, hat sich trotz
allen Scharfsinnes, den Männer wie Hirt3, Matthäi4, Zundel5,
1 Th. Reinach, revue des etudes juives XXXVIII (1899) p. 13. Fran-
kel, Pauly-Wissowa RE s. v. Borsippa.
2 Smend S. 96 A. 1: „Für das Nähere verweist mich J. Wackernagel
auf A. Hausrath, Untersuchungen zur Überlieferung der äsopischen Fabeln,
Jahrb. f. Phil., Suppl. XXI S. 267ff.“ Der Hinweis scheint nicht benutzt
worden zu sein.
3 Äsop und Lokman, Abhdlg. der kurpfälz. Ak. 1767.
4 Die sogen. Fabeln des Syntipas 1781.
5 Äsop in Ägypten. Rhein. Museum N; F. V (1847) ' S. 422 ff.
 
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