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Hausrath, August; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 2. Abhandlung): Achiqar und Aesop: das Verhältnis der orientalischen zur griechischen Fabeldichtung — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37664#0037
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Achiqar und Aesop.

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Da sagte man: „er zürnt sich (jetzt) selbst, daß er die Ehre nicht
angenommen hat.“ Smend, dem Nöldeke beistimmt, meint,
daß es ursprünglich geheißen habe: „man setzte den Esel oben
an den Tisch.“ Aber auch so bietet die Geschichte nicht die ge-
ringste Parallele mit den angeführten Fabeln, die auf Babrius
zurückgehen, ln der ersten will der Esel aus Neid auf den ver-
hätschelten Schoßhund auch seinerseits dem Herrn schön tun.
ln der anderen steigt er aufs Dach, um es dem viel bewunderten
Affen gleichzutun.
Ebenso liegt der Fall endlich
18. Ach. Syr. p. 125 (Nöld. S. 48. 19 und 20); Babr. 175 (IV).
Ich, mein Sohn, legte meinen Finger auf deinen Mund, du
deinen auf meine Augen.
Warum soll ich dich, o Fuchs, aufziehen (habe ich dich auf-
gezogen Smend), da deine Augen doch nur auf dein Loch gerichtet
sind ? (Daß deine Augen auf meine Backenknochen sehen ? Smend,
was dann nach den anderen Versionen als feindlich gesinnt sein
erklärt wird. —).
Wie der Text der Fabel auch herzustellen und zu deuten sein
mag, auf keine Weise läßt sich aus ihr die Babriusfabel herleiten,
wo der junge Wolf, den der Schäfer großzieht und zum Rauben
anhält, diesem voraussagt, daß das seinen eigenen Schafen schlecht
bekommen werde.
Das ist das SMENDsche Material, genau und wie ich hoffe
unparteiisch geprüft. Man wird vielleicht bei einer oder der ande-
ren Fabel anders urteilen können, etwa 18 in die Reihe der Fabeln
setzen, wo Ähnlichkeit des Motivs bei durchaus selbständiger Ge-
staltung vorliegt oder umgekehrt 12 zu denen rechnen, die über-
haupt nicht verglichen werden können. Auf jeden Fall reicht das
Material nicht aus, um die Folgerungen über die Abhängigkeit der
griechischen Fabel von der orientalischen zu begründen, die Smend
ziehen will.
Der Fehler liegt in der Methode, die aus ganz vagen Ähnlich-
keiten, die einer genaueren Interpretation nicht standhalten, Ver-
wandtschaft folgert. Und auch, wo eine Ähnlichkeit unbestritten
ist, dürfen die inneren Gesetze der Fabeldichtung nicht unbeachtet
bleiben, wonach diese sich bei allen Völkern gleichartig entwickeln
mußte. Nur wo die Grundanschauung, der ganze Aufbau oder
charakteristische Einzelheiten so überraschend übereinstimmen,
 
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