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Hausrath, August; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 2. Abhandlung): Achiqar und Aesop: das Verhältnis der orientalischen zur griechischen Fabeldichtung — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37664#0040
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40

August Hausrath:

babylonischen Etanamythus. Denn auf die babylonische Litera-
tur führt man, und wie mir scheint mit Recht die Erzählung von
dem Mann mit dem assyrischen Namen1 Achiqar zurück, die ja
auch in ihrem Hauptteil am Hof Assarhaddons spielt und die
Babylonier über den Pharao triumphieren läßt. Auch daß die
älteste Fassung, die von Elephantine, noch die Form der Ic-herzäh-
lung beibehalten hat, wird dafür mit Recht in Ansatz gebracht2.
Dann ist nicht zu verkennen, daß die Weisheitssprüche des Utna-
puschti — des Xisuthos des Berossus — weitgehende Analogie
zu den Sprüchen des Achiqar zeigen. Aber auch wenn man dies
alles zugibt, so ist doch zwischen der Himmelfahrt des Helden
Etana, der sich von einem Adler zu Istar hinauftragen läßt um
das Kraut des Gebärens zu holen und dem Gauklerstück, das der
königliche Vezier mit dressierten Adlern aufführt — vgl. o. S. 7 -
keine zwingende Ähnlichkeit. Meissner weist zwar auch den
Bau eines Schlosses in der Luft in arabischen Schriften des zehn-
ten Jahrhunderts nach, die auf persische Quellen zurückgehen
und meint, daß die Perser ihrerseits diese von den Babyloniern
übernommen hätten. Aber auch diese Herleitung ist etwas um-
ständlich. So wahrscheinlich die Herkunft der Achiqargeschichten
aus Babylon ist3, so unwahrscheinlich ist es, daß die schlichte
Urform von Elephantine mit solcher Phantastik durchsetzt war.
Das ist auch für das Verhältnis der Volksbücher von Achiqar
und Aesop nicht unwichtig. Denn gerade diese Partie vom Kampf
der weisen Magier am Hof des Pharao bildet das Kernstück der
Entlehnungen aus dem Achiqar im Aesoproman; alles andere sieht
daneben wie flüchtig nachgetragenes Exzerpt aus4. Es ist also
wichtig festzustellen, daß der Achiqar des fünften Jahrhunderts
gerade diese Partie wahrscheinlich nicht enthalten hat. — über-
haupt war, nach dem Papyrus zu schließen, der ursprüngliche
Achiqar mehr Weisheitsbuch als Roman. Auch die gekünstelte
Verteilung auf eine Mahn- und eine Büßpredigt ist wohl sekundär5.
Ursprünglich waren es wohl nur νουθετήσεις, cohortationes ad
filium, wie sie am Eingang aller Literaturen stehen, aber hier wie

1 Meissner S. 26. 'Sachau S. 148.
2 Meissner S. 27. 27. Ed. Meyer S. 116. 117. 125.
3 Vgl. die Literatur bei Meissner im Nachtrag zu S. 26.
4 Siehe oben S. 8.
5 Nöldeke S. 6. Meissner S. 23.
 
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