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August Hausrath:
Kapitel der Schimpfreden zwischen zwei Bäumen, wie sie allen
Literaturen geläufig sind,· führt uns Sachau Taf. 48 Kol. I 7.
„Gruß des Dornstrauchs an den Granatapfel. Wie steht es
damit, daß so zahlreich deine Dornen sind für den, der die Früchte
berührt ?“ Es antwortete der Granatbaum und sprach zum Dorn-
strauch: „Du bist ganz aus Dornen für den, der dich berührt.“
Daneben stehen bloße Vergleiche, wie sie sich auch im späteren
Achiqar finden. So Sachau Taf. 44. 12 vom Esel. (Er hilft)
seinen Kameraden, hebt auf die Last, welche nicht die seine ist. . .
und die Last des Kamels trägt er. Oder Sachau Taf. 45. 10 (Nöld.
S. 13) Rechtet das Holz mit dem Feuer, das Fleisch mit dem
Messer ?“
Schließlich kommen auch noch fast an einem Dutzend Stel-
len in unentzifferbarem Zusammenhang die Namen von Tieren -
Hirschkuh, Lamm, Vögel, Drache, Eselinnen — vor* 1.
Überblickt man dies leider sehr dürftige Material, so wird
man zunächst feststellen, daß diese Fabelreste mit denen im
späteren Achiqar keine Beziehungen haben und ebenso Nöl-
dekes Urteil beipflichten, daß sie keine Berührungen mit der
Aesopischen Fabel zeigen.
Und dennoch läßt sich zu einer Parallele kommen, wenn wir
die Fabelspuren in den ersten Anfängen literarischer Entwick-
lung in Griechenland mit diesen Ansätzen orientalischer Fabel-
dichtung vergleichen.
Die Anfänge der griechischen Fabel stehen im Schatten des
homerischen Epos; in die heroische Sphäre paßte ihr schlichter
volkstümlicher Ton nicht hinein2. Aber in allerlei versprengten
Trümmern finden wir den Beweis dafür, daß sie in den frühesten
Zeiten in einer Gestalt umlief, die dem Tiermärchen nahe ver-
wandt war. Zu diesen ahoi — sinnreichen Reden — gehört
schon der Spruch: πολλ5 oiöD άλώπηξ d/T έχϊνος εν μέγα, den
man auf den homerischen Margites zurückführte und mit dem
dann Archilochus seine Gegner höhnte. Dann die angeblich erste
zugeschrieben wurde), eia ähnlicher zorniger Wettstreit zwischen zwei nicht
näher zu bezeichnenden Bäumen angeführt. Ob übrigens die bei Diels an-
geführten Aesopfabeln nach des Ivallimachus glänzend geistreicher Gestal-
tung des νεΐκος δάφνης και ελαίου „gemodelt“ sind, erscheint mir zweifelhaft.
1 Vgl. den Index bei Sachau mit dem Nachtrag bei Ungnad, Aramä-
ische Papyrus aus Elephantine und Ed. Meyer S. 111 u. 112.
2 Thiele S. 381, Crusius IX.
August Hausrath:
Kapitel der Schimpfreden zwischen zwei Bäumen, wie sie allen
Literaturen geläufig sind,· führt uns Sachau Taf. 48 Kol. I 7.
„Gruß des Dornstrauchs an den Granatapfel. Wie steht es
damit, daß so zahlreich deine Dornen sind für den, der die Früchte
berührt ?“ Es antwortete der Granatbaum und sprach zum Dorn-
strauch: „Du bist ganz aus Dornen für den, der dich berührt.“
Daneben stehen bloße Vergleiche, wie sie sich auch im späteren
Achiqar finden. So Sachau Taf. 44. 12 vom Esel. (Er hilft)
seinen Kameraden, hebt auf die Last, welche nicht die seine ist. . .
und die Last des Kamels trägt er. Oder Sachau Taf. 45. 10 (Nöld.
S. 13) Rechtet das Holz mit dem Feuer, das Fleisch mit dem
Messer ?“
Schließlich kommen auch noch fast an einem Dutzend Stel-
len in unentzifferbarem Zusammenhang die Namen von Tieren -
Hirschkuh, Lamm, Vögel, Drache, Eselinnen — vor* 1.
Überblickt man dies leider sehr dürftige Material, so wird
man zunächst feststellen, daß diese Fabelreste mit denen im
späteren Achiqar keine Beziehungen haben und ebenso Nöl-
dekes Urteil beipflichten, daß sie keine Berührungen mit der
Aesopischen Fabel zeigen.
Und dennoch läßt sich zu einer Parallele kommen, wenn wir
die Fabelspuren in den ersten Anfängen literarischer Entwick-
lung in Griechenland mit diesen Ansätzen orientalischer Fabel-
dichtung vergleichen.
Die Anfänge der griechischen Fabel stehen im Schatten des
homerischen Epos; in die heroische Sphäre paßte ihr schlichter
volkstümlicher Ton nicht hinein2. Aber in allerlei versprengten
Trümmern finden wir den Beweis dafür, daß sie in den frühesten
Zeiten in einer Gestalt umlief, die dem Tiermärchen nahe ver-
wandt war. Zu diesen ahoi — sinnreichen Reden — gehört
schon der Spruch: πολλ5 oiöD άλώπηξ d/T έχϊνος εν μέγα, den
man auf den homerischen Margites zurückführte und mit dem
dann Archilochus seine Gegner höhnte. Dann die angeblich erste
zugeschrieben wurde), eia ähnlicher zorniger Wettstreit zwischen zwei nicht
näher zu bezeichnenden Bäumen angeführt. Ob übrigens die bei Diels an-
geführten Aesopfabeln nach des Ivallimachus glänzend geistreicher Gestal-
tung des νεΐκος δάφνης και ελαίου „gemodelt“ sind, erscheint mir zweifelhaft.
1 Vgl. den Index bei Sachau mit dem Nachtrag bei Ungnad, Aramä-
ische Papyrus aus Elephantine und Ed. Meyer S. 111 u. 112.
2 Thiele S. 381, Crusius IX.