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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 1. Abhandlung): Über das landschaftliche Relief bei den Griechen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37678#0029
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Über das landschaftliche Relief bei den Griechen.

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Forschung nicht verschließen können45, und vor Sievering hat
bereits Margarete Bieber mit Energie auf diesen Gesichtspunkt
hingewiesen46. Sievering hat versucht, drei Gruppen zu trennen,
hat diese drei Gruppen zeitlich aufeinander folgen lassen und
ihre Entstehung an drei verschiedenen Orten, im griechischen
Osten, in Campanien47 und in Rom vermutet. Von der Campa-
nischen Übergangsgruppe soll hier vorläufig nicht die Rede sein.
Sievering hat dabei die Verschiedenheit der Technik zugrunde
gelegt, und es ist nicht daran zu zweifeln, daß auf diese Weise zu-
45 O. Waser, Das hellenistische Reliefbild, Neue Jahrb. f. d. klass.
Altertum VIII, 1905, S. 113 ff.
46 Das Dresdener Schauspielerrelief S. 79.
47 Nach Wickhoff, Römische Kunst, S. 42. Was übrigens den „Ritt
durch die Nacht“ betrifft (Brunn-Bruckmann, Taf. 629a), der ja ein
Hauptstück der campanischen Gruppe sein soll, so kann man in seinem Ver-
ständnis durch Heranziehung von Werken der Kleinkunst offenbar weiter-
kommen. Im Vorarlb er gischen Landesmuseum zu Bregenz befindet sich eine
Lampe (BG850), die in Bregenz selbst gefunden wurde. Sie zeigt Reiterund
Reiterin in gleicher Vereinigung, doch trägt das Mädchen statt der Fackel
einen Thyrsos, das Reittier ist nicht das Roß, sondern der Panther, Führer
und Baum fehlen. Die beiden letzteren sind vorhanden auf der Lampe Grab-
lampen der Sammlung Bachofen, Taf. XXIV, doch sitzt das Mädchen allein
auf einem Eselchen. H. Wollmann in Lugano verdanke ich den Hinweis auf
Muselius: Antiquatis Reliquiae Tab. CXXV („scavata in Raldon“ und auf
die entsprechende Nr. 735 seiner eigenen römischen Sammlung. Das gleiche
Motiv in derselben Richtung wie auf dem Neapler Relief auf einem zerbro-
chenen Lampendiskus des Bregenzer Museums: der bärtige auf einen Stock
gestützte Führer, Kopf und Vorderteil des Esels und ein Teil der Reiterin
sind erhalten. Eine in Athen gefundene Gemme des dortigen National-
museums bringt die gleiche Gruppe wie die eingangs erwähnte Bregenzer
Lampe, doch auf einem Löwen anstatt auf einem Panther. Der Lenker fehlt
auch hier (11 338). Im Museum von Capua notierte ich mir zwei Lampen 1268
und 1269: „Dionysos? und Maenade? mit Satyr, ganz dem Ritt durch die
Nacht entsprechend“. Diese vor acht Jahren. gemachte Bemerkung kann
ich zurzeit nicht nachprüfen. Aus dem Vorstehenden dürfte sich ergeben,
daß die Komposition für die Darstellung eines Liebesabenteuers des Dionysos
geschaffen oder aus einer Thiasosszene entnommen wurde. Daß die bei-
den capuaner Lampen am meisten mit dem Marmorrelief übereinzustimmen
scheinen, ist vielleicht der erste positive Beweis für die Existenz einer cam-
panischen Gruppe — wenn die Lampen campanisch sind. — Das Fragment
einer Marmorreplik des Neapler Reliefs sah ich 1913 im Museum von Peru-
gia. Erhalten ist der Leib des Pferdes vom Kopf bis etwas hinter der Mitte,
der nackte Oberkörper des Mädchens ohne den Kopf, doch mit dem Schaft
der Fackel; vom Jüngling nur das rechte Bein und die linke Hand vor
dem Leib des Mädchens; der Satyr bis zum linken Ellenbogen; vom Baum
nichts. Weißer Marmor. Breite 36,5, Höhe 24,5 cm. Der Satyr blickt nicht
zurück, sondern schräg nach vorne. Andere Differenzen sind ganz geringfügig.
 
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