Metadaten

Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 1. Abhandlung): Über das landschaftliche Relief bei den Griechen — Heidelberg, 1919

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37678#0043
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Über das landschaftliche Relief bei den Griechen.

35

ein vollkommen landschaftliches Relief mit Baum und Grotte ist
das Opfer des Eros. Die zwei ersten Reliefs gehören sicher in das
dritte, das dritte möglicherweise erst in den Anfang des zweiten
Jahrhunderts. Das landschaftliche frühhellenistische Relief in
Unteritalien ist erwiesen, seine Entstehung dort mindestens ebenso
wahrscheinlich wie die in Alexandrien oder, nach Sievering, in
Kleinasien. Oh die noch nicht recht greifbare campanische Gruppe
der Reliefbilder wirklich bestanden hat, ist unklar. Läßt sie sich
einmal nachweisen (s. o. S. 21), so ist sie ein weiterer Beweis
für die Richtigkeit der vorstehenden Überlegung.
IV. Das landschaftliche Relief in Kleinasien.
Theokrit hat auf Kos und in Alexandrien gelebt; so wäre es
denkbar, daß durch ihn die Freude an der landschaftlichen Schil-
derung in Poesie und bildender Kunst sowohl in Kleinasien wie
in Alexandrien weitere Kreise der Künstler ergriffen hätte. Die
Literaturgeschichte bevorzugt Alexandrien vor Kleinasien als
zweite Heimat bukolischer Poesie, denn in Alexandrien kämpfte
Kallimachos mit Theokrit um den Vorrang in der Pflege des
Idylls, und es wird kaum einem Zweifel unterliegen, daß in der
Poesie Alexandrien das Reich der Seleukiden und Attaliden weit
hinter sich gelassen hat.
Dagegen sprechen die erhaltenen Monumente von starker
landschaftlicher Strömung innerhalb der kleinasiatischen Kunst,
während aus Alexandrien gleich wichtiges Material nicht bekannt
ist.
Der Telephosfries88 knüpft unmittelbar an jene Behandlung
der Landschaft an, welche im Münchener Weihrelief vorhegt.
Das Verhältnis der Figuren zum Raum, die Nebeneinanderreihung
der Gestalten, die Behandlung des Baumes, der aufgespannte, den
Hintergrund betonende Vorhang, der Pfeiler mit den heiligen
Bildern — alle diese Elemente landschaftlicher Darstellung kehren
auf dem pergamenischen Fries wieder. Gleichzeitig haben die
Forschungen von Salis erwiesen, wie sehr der Künstler des Frieses
im Banne attischer Kunst steht89, wie die attische Grabplastik
ihn ganz entscheidend beeinflußt: die künstlerisch übermächtige
attische Tradition zwingt ihn, erprobten Bahnen zu folgen, sodaß
88 Winnefeld in den Altertümern von Pergamon, III, 2, S. 157f.
89 von Salis, Der Altar von Pergamon, S. 93ff.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften