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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 1. Abhandlung): Über das landschaftliche Relief bei den Griechen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37678#0054
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Rudolf Pagenstecher:

Ein sicher ägyptisches landschaftliches idyllisches
Relief, das sich leider nicht datieren läßt, ist bekannt125.
Römischer Ursprung ist wahrscheinlicher, als hellenistischer. Der
Ton scheint dem der sogen. Fayumterrakotten am meisten zu
ähneln. Überzug dürfte nicht vorhanden sein (Tafel III). Über
einer von Laub umrankten Grotte erhebt sich ein Turm, der aus
unregelmäßigem Quaderwerk errichtet ist — man erinnert sich an
den Turm von Abusir, der über einer Grabgrotte aufragt126.
Tn der Höhlung steht ein Knabe, von dem der bekränzte Kopf
und das linke Ärmchen erhalten ist. Sein Typus ist der des Harpo-
krates, doch fehlt jeder Hinweis auf den Gott selbst. Zur Rechten
der Grotte ragt eine Palme steil auf. Unter der nicht erhaltenen
Krone hängen die Fruchtbüschel herab und an dem Stamm klet-
tert ein Affe empor, um von den Früchten zu naschen.
In der Birchersehen Sammlung in Kairo befindet sich eine
Terrakotta, welche eine Palme mit dem sie besteigenden Neger
darstellt127. An dem gleichen Baum klettert auf einem Wand-
gemälde im Columbarium der Villa Doria-Pamfili ein Gärtner
hinauf12?a. Daß dieses Motiv aus Alexandrien kommt, scheint
demnach klar, und das ScriREiEERSche Tonrelief ist das einzige
echt alexandrinische in Ägypten gefundene Landschaftsrelief, das
bisher bekannt ist.
Die ,,hellenistischen Reliefbilder“ enthalten weder Fischer-
szenen noch Darstellungen in der Art des eben besprochenen Ton-
reliefs. Kann trotzdem ein Teil von ihnen, können die idyllisch-
bukolischen Reliefs alexandrinisch sein ? Die vorstehenden Aus-
führungen haben lediglich den Beweis erbracht, daß Ale-
xandrien bereits in hellenistischer Zeit am 1 andschaft-

125 Ich veröffentliche es nach dem Lichtdruck der Tafel im Terrakotten-
band (II 2 A) des Siegiinwerkes. Den Aufbewahrungsort des Reliefs kann
ich zurzeit nicht erfahren. Die Beschreibung erfolgt nach der Abbildung. —-
Der heroisierte Reiter neben seinem auf Hügel stehendem Grabmal auf einem
frühhellenistischen Grabrelief der Sammlung von Bissing wäre das früheste
alexandrinische Relief mit landschaftlichem Beiwerk (Expedition E. von
Sieglin II 1 A). Der Einfluß des Weihreliefs ist also auch hier deutlich.
126 Ich meine das „Leuchtturmgrab“ von Taposiris Magna: Sieglin-
Sciireiber II 1 A S. 113f.; Minutoli, Reise zum Tempel des Jupiter Am-
mon, Taf. II.
127 Mir nur aus kleiner Photographie bekannt.
127a Rom. Mil I. V, 1890, S. 158f.; ebend. IX, 1894, S. 170.
 
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