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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 1. Abhandlung): Über das landschaftliche Relief bei den Griechen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37678#0055
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Über das landschaftliche Relief bei den Griechen.

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liehen Relief lebhaft beteiligt war, nicht, daß Spuren
alexandrinischer Kunst unter den erhaltenen Reliefbildern vor-
handen sind.
Wir haben bisher nicht darauf aufmerksam gemacht, daß
die alexandrinische Kunst noch in anderen Formen als
den oben genannten auftreten kann, nämlich so rein
griechisch, daß die engere Heimat gar nicht mehr zu
erkennen ist. Ich glaube, man darf nicht daran zweifeln, daß
Kunstwerke dieser Art in der Frühzeit Alexandriens die maß-
gebenden und auch später noch sehr zahlreich gewesen sind. Die
Skulpturenfunde auf dem Terrain der Stadt, die Terrakotten und
alle übrigen Äußerungen des Kunstlebens weisen mit Eindring-
lichkeit darauf hin. Nehmen wir diese Voraussetzung an, so er-
gibt sich sofort die Unmöglichkeit, auf dem Wege der Stilunter-
suchung aus den Reliefbildern diejenigen herauszufinden, die
alexandrinisch sind, doch rein griechischen Geistes: es bleiben nur
zwei Wege: nach dem Inhalt und nach der Technik zu fragen.
Auf den ägyptisierenden Landschaften der pompejanischen
Wände erscheinen neben den Fischern in reichem. Wechsel Typen
von Landleuten, welche ihre Herde hüten, mit ihrer Ware zur
Stadt wandern, ihr Grautier vor dem Rachen des raublustigen
Krokodils zu retten suchen. Wie den Fischer und den Eseltreiber
- der letztere ist ja literarisch bezeugt —, muß man auch den
zur Stadt gehenden Bauern als typisch ägyptisch empfunden
haben. Fischer und Hirtin sind in den bekannten realistischen
Statuen des Conservatorcupalastes zusammengestellt, über
deren stilistische Herkunft leider nichts Entscheidendes gesagt
werden kann128. Die scharfe Trennungslinie, welche sich zwischen
den heroisch-mythologischen Reliefs und den idyllisch-bukolischen
nicht nur nach Inhalt, sondern auch nach Bildform und Technik
ziehen ließ, berechtigt uns, das idyllische Relief als nicht klein-
asiatisch, sondern, da die alexandrinische Kleinkunst gerade
diese Bahnen mit Vorliebe beschreitet, für alexandrinisch zu halten.
128 Über die Landschaften Rostowzew a. a. O.; die Geschichte von
Nealkes: Plinius 35, 142; dazu Hauler, Röm. Mitt. XIX 1904 S. 317ff.
Welche Rolle der seine Ware zum Verkauf in die Stadt bringende Land-
mann in der graeco-ägyptischen Koroplastik spielt, wird aus W.
Weber, Die ägyptisch-griechischen Terrakotten, nicht ersichtlich. Mehr
Material in Expedition Ernst von Sieglin II 2 (in Vorbereitung).
Auf den von Rostowzew a. a. O. behandelten Landschaften dienen Fischer
und Landleute gemeinsam als Figuren Staffage; desgl. auf den Mosaiken.
 
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