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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 1. Abhandlung): Über das landschaftliche Relief bei den Griechen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37678#0059
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Über das landschaftliche Relief bei den Griechen.

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groß eren Formats — ist in Kleinasien in Anlehnung an
die Weihreliefs im frühen Hellenismus entstanden.
Die Landschaft ist den Figuren untergeordnet.
Das idyllisch-bukolische dekorative „Kabinett“ -
Relief im Gipsstil ist—inhaltlich aus Unteritalien über-
nommen — gleichzeitig mit demheroisch-mythologischen
Relief, jedoch in Alexandrien geschaffen worden. Der
Mensch ist der Natur untergeordnet, ja, er kann in ihr
vollkommen entbehrt werden. Beide Reliefserien gehen neben-
einander her und werden von den Römern kopiert, wodurch eine
Verwischung der Unterschiede entsteht, wie naturgemäß auch im
Lauf der Zeit unter den Hauptzentren, Pergamon und Alexandrien
selbst ein Austausch künstlerischer Art stattgefunden haben muß.
Dadurch entsteht das wirre Bild, welches uns das Corpus der
hellenistischen Reliefbilder bietet. Auf die einfachsten Formen
zurückgeführt, lehren uns die Reliefs jedoch nicht nur ihren helle-
nistischen Ursprung, sondern auch ihre Urheimat, Kleinasien und
Alexandrien, mag auch im Lauf der Jahre noch so viel an ihnen
geändert und modernisiert und mag vielleicht kein einziges der
erhaltenen Stücke ein hellenistisches Original sein. Die römische
Elegie bietet bekanntlich annähernd das gleiche Bild135.
Das landschaftliche Relief als solches konnte erst entstehen,
nachdem sich das Relief von dem Zwang der Architektur los-
gelöst hatte und zu rein dekorativer Bedeutung gekommen
war. Doch lag die Darstellung der Landschaft jeder Zeit im Be-
reich der Reliefplastik und ist von ihr nur unter dem Einfluß der
Architektur und durch das Streben nach der Einfachheit und
Klarheit des großen Stils eine Zeit lang unterdrückt worden.
Archaismus und Hellenismus reichen sich über die klassische Zeit
hinweg die Hände in ihrer Vorliebe für die Schönheit und Voll-
kommenheit der Landschaft136.
135 Auf diese Parallele weist mich bestätigend 0. Weinreich hin.
136 Für die Erlaubnis, Abbildungen zu reproduzieren, bzw. Klischees
abzudrucken, habe ich der Direktion des Deutschen Archäologischen Instituts
und Herrn Geheimrat von Sieglin sowie den Verlagen von G. Reimer und
Giesecke und Devrient verbindlichst zu danken.
 
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