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Schubert, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 11. Abhandlung): Der Kommunismus der Wiedertaeufer in Muenster und seine Quellen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37688#0020
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H. von Schubert:

tudinis rnore retento) und „zusammen mit Euch, den Christen in
Jerusalem, und uns, den Christen in Rom, das gemeinsame Leben
geführt haben“, und weiter (unde) zu dem Bilde der Urgemeinde,
das genau mit den Worten von Act. 2, 4 u. 5 geschildert wird,
sonderbar genug, da hier ja Clemens an Jacobus, Petri Nachfolger
an die Urgemeinde selbst schreibt. Auf so naive Leser konnte
der Fälscher rechnen, daß er mit eingestreuten Bemerkungen wie
bene nostis sicut nobiscum quidam oestrum cognoverunt et viderunt
(bei dem Niederlegen der Güter ante pedes apostolorum) — nobis
praesentibus in conspectu omnium circumstantium (bei Bestrafung
des Ananias und der Saphira) glauben konnte genug getan zu
haben und mit der großartigen Geste das Verlangen seiner Leser
nach weiteren Mitteilungen über die mageren Notizen der Acta
hinaus zum Verstummen bringen konnte: cetera que talia cogno-
vimus et vidimus nec recordatione nec demonstratione digna sunt.
Statt daß der Zweifel geweckt wurde, wurde vielmehr das Um-
gekehrte erreicht: staunend vernahm der Gläubige aus dem Munde
des denkbar besten Augenzeugen, wie korrekt die Apostelgeschichte
berichtet hatte.
Es ist die feierliche Sanktion und Legitimierung der Geschichte
des apostolischen Liebeskommunismus durch den ersten Papst am
Anfang der Kirchengeschichte. Zu welchem Ende ? Vor den
ganzen Abschnitt ist der einleitende Satz gestellt: communis vita,
fratres, omnibus est necessaria et maxime bis qui deo inreprehen-
sibiter militare cupiunt et vitam apostolorum eorum que discipulorum
immitari volunt. Er soll den ganz allgemeinen Satz besonders denen
zuwenden, die im eigentlichen Sinn das apostolische Leben nach-
ahmen, den milites Christi, den Mönchen, bezw. dem mönchisch
lebenden Klerus. Darin verrät sich die Tendenz, der die allgemeine
und im Grunde nicht ganz brauchbare Forderung nur als Unter-
lage dienen soll, die Tendenz, die die autoritative Unterstreichung
der Erzählung aus den Actis in der weiteren Ausführung veranlaßt
hat. Man muß die 5 Clemensbriefe, mit deren Darbietung Pseudo-
Isidor die Lösung seiner wichtigsten Aufgabe beginnt, die bedenk-
lichste Lücke in der Verfassungsüberlieferung, die in den ersten
2 bis 3 Jahrhunderten, auszufüllen und zugleich mit dem schein-
bar ältesten Material die gewichtigsten Zeugnisse beizubringen, im
Zusammenhänge betrachten. Der erste, an Bischof Jacobus in
Jerusalem gerichtet, stellt die Einsetzung des Clemens, d. h. des
Papsttums durch Petrus fest, danach die der gesamten hierarchi-
 
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