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Schubert, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 11. Abhandlung): Der Kommunismus der Wiedertaeufer in Muenster und seine Quellen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37688#0022
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22

H. von Schubert:

Urbanus.
Decet ornnes christianos, ca-
rissimi, ut eum imitentur cuius
nomen sortiti sunt. — Scimus vos
non ignorare, quia actenus vita
communis inter bonos christianos
viguit et adhuc gratia dei viget, et
maxime inter eos qui in Sorte
domini sunt electi, id est clericos
sicut in actibus legitur aposto-
lorum: Multitudinis autem cre-
dentium erat cor unum et anima
una (und weiter Act. IV 32 ff.).

V. (IV.) Clemens.
Communis vita, fratres, Om-
nibus est necessaria et maxime
his qui deo inreprehensibiliter
militare cupiunt et vitam aposto-
lorum eorumque discipulorum
immitari volunt.-Istius enim
consuetudinis more retento etiam
apostoli eorumque discipuli —
communem vitam duxere, unde,
bene nostis, erat multitudinis eo-
rum cor unum et anima una (wei-
ter Act. IV 32. 34. 35).
M an beachte auch, daß wie dort Clemens sich an Jacobus
wendet, so hier Urbanus Jacobus apostolus zum Zeugen nimmt (ep.
Jacobi II, 14. III, 1. 2. 13)1. Nun aber fährt Urbanus in seinem
neuen Gedankengang fort, daß Klerus und Volk sehr bald einge-
sehen hätten, es sei besser, die hereditates et agros, also die Liegen-
schaften den von den Bischöfen geleiteten Kirchen zu übergeben,
statt sie zu verkaufen und den Erlös zu den Füßen der bischöf-
lichen Nachfolger der Apostel niederzulegen. Denn auf diese Weise
könnte allen, die ein gemeinsames Leben führen wollen, der Unter-
halt bequem dargereicht werden, so daß kein Bedürftiger darunter
zu finden sei, zumal das Kirchengut reichlich genug angewachsen
sei. Diese Oblationen, Opferungen an Gott, das ,,Leben der Gläu-
bigen und der Preis für ihre Sünden“, dürften freilich nur zu diesen
kirchlichen Zwecken verwendet werden, speziell zum Unterhalt der
genannten gemeinsam lebenden Brüder und der Bedürftigen.
Fluch dem und schwerste Strafe an Leib und Seele, wer Kirchen-
gut entfremdet! Und in diesem Sinne — unter Verdrehung des
ursprünglichen, nach dem nicht die Zurückhaltung, sondern die
Lüge das Strafbare war — wird nun die Geschichte von Ananias
und Saphira auch hier und zwar wörtlich und in extenso nach
Act. 5, 1 —11 vorgetragen. Wer Kirchengut wie eigenes Gut
behandelt und nicht wie dem Herrn der Kirche dargebrachtes
Gemeingut, der macht sich des sakrilegischen Verbrechens schuldig,

1 Man wird die Filigranarbeit der pseudo-isidorischen Fälscher nicht
nur innerhalb des einzelnen Stückes aufsuchen müssen, sondern auch in dem
Zusammenspiel der verschiedenen Stücke aus verschiedenen Zeiten zur Er-
zeugung desselben Gesamteindrucks.
 
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