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R. .Reitzenstein:
Planeten sind, in ihrer Tätigkeit beschrieben, aber in beiden
Fassungen fehlen Sin und Bel; der Archetypus war also schon
lückenhaft. Die Dämonen des Samis geben Reichtum, Hoffart,
Geschwollenheit; Boten sendet er in die Welt hinaus (,,Rühä
und Christus“ fügt Fassung II zu), und sie führen die Menschen-
kinder zur Verehrung von Sonne und Mond („und sie verehren
das Feuer“ fügt Fassung II hinzu). Die Dämonen der Ru hä
(Libat, Esträ) gehen zu Christus (so nur Fassung II) und werfen
Ehebruch, Hurerei, Lüsternheit, Gesang und Tanz unter die
Menschen. Die Dämonen des Nbü-Christus überfallen hinterlistig
die Menschenkinder1. Sie entreißen sie ihrer Familie und machen
sie zu Einsiedlern in Bergen und Ebenen (Wüsten). Dort treiben
sie dann sexuelle Askese2; sie sind besessen und können nicht ge-
heilt werden. Christus erscheint ihnen im Feuer und verlangt,
daß sie ihn verehren3. Die Dämonen des Kewan werfen Klage,
Weinen und Weisheit (Philosophie) unter die Menschen. Die
Dämonen des Nirig überfallen die Menschen, schinden sie und
vergießen ihr Blut (45, 8 — 46, 29 = 85, 12—86, 17)5 Der ganze
Abschnitt ist stark verkürzt; die Schilderung des Messias beherrscht
ihn offenbar. Gerade aus ihr wiederholt sich aber im folgenden
dieselbe Beschreibung der Erscheinung des Messias, und zwar
so, daß dies Stück nicht vorausgegangen sein kann (47, 1 „Dann
offenbart sich Christus in anderer Gestalt“, 86, 18 „Ich belehre
euch, meine Jünger4, über den Lügen-Messias, wenn er in der
ersten Zeit erscheint“ usw.). Ferner wird das Mönchstum hier
schon als Kennzeichen des Christentums beschrieben; das ist das
charakteristische Kennzeichen einer Jahrhunderte später fallenden
Polemik. Endlich schließt organisch an die in Fassung II erhaltene
Beschreibung des Verfalls des Judenreiches und des nahenden
Weitendes der neue Anfang in Fassung 1: „Dann offenbart sich
der Messias.“ Der Antichrist leitet notwendig den Weltuntergang
ein; der lange Dämonenkatalog paßt weder sachlich noch stilistisch
in die Apokalypse5. Freilich — noch ein Wort ist dabei unerklärt
1 Der Satz ist in Fassung II ausgefallen.
2 Sie ist dem Mandäer besonders verhaßt.
3 Über diese in den Mönchsberichten häufige Erscheinung vgl. 'Historia
Lausiaca und Historia monachorum S. 193.
4 Es ist der bei dem Redaktor der Fassung II übliche Neubeginn eines
Abschnittes.
5 Er berührt sicli mit der langen, mehrfach überarbeiteten Aufzählung
IX 1 p. 222ff., die aus zwei aneinander gefügten Bearbeil ungen ein und des-
selben älteren Textes besteht.
R. .Reitzenstein:
Planeten sind, in ihrer Tätigkeit beschrieben, aber in beiden
Fassungen fehlen Sin und Bel; der Archetypus war also schon
lückenhaft. Die Dämonen des Samis geben Reichtum, Hoffart,
Geschwollenheit; Boten sendet er in die Welt hinaus (,,Rühä
und Christus“ fügt Fassung II zu), und sie führen die Menschen-
kinder zur Verehrung von Sonne und Mond („und sie verehren
das Feuer“ fügt Fassung II hinzu). Die Dämonen der Ru hä
(Libat, Esträ) gehen zu Christus (so nur Fassung II) und werfen
Ehebruch, Hurerei, Lüsternheit, Gesang und Tanz unter die
Menschen. Die Dämonen des Nbü-Christus überfallen hinterlistig
die Menschenkinder1. Sie entreißen sie ihrer Familie und machen
sie zu Einsiedlern in Bergen und Ebenen (Wüsten). Dort treiben
sie dann sexuelle Askese2; sie sind besessen und können nicht ge-
heilt werden. Christus erscheint ihnen im Feuer und verlangt,
daß sie ihn verehren3. Die Dämonen des Kewan werfen Klage,
Weinen und Weisheit (Philosophie) unter die Menschen. Die
Dämonen des Nirig überfallen die Menschen, schinden sie und
vergießen ihr Blut (45, 8 — 46, 29 = 85, 12—86, 17)5 Der ganze
Abschnitt ist stark verkürzt; die Schilderung des Messias beherrscht
ihn offenbar. Gerade aus ihr wiederholt sich aber im folgenden
dieselbe Beschreibung der Erscheinung des Messias, und zwar
so, daß dies Stück nicht vorausgegangen sein kann (47, 1 „Dann
offenbart sich Christus in anderer Gestalt“, 86, 18 „Ich belehre
euch, meine Jünger4, über den Lügen-Messias, wenn er in der
ersten Zeit erscheint“ usw.). Ferner wird das Mönchstum hier
schon als Kennzeichen des Christentums beschrieben; das ist das
charakteristische Kennzeichen einer Jahrhunderte später fallenden
Polemik. Endlich schließt organisch an die in Fassung II erhaltene
Beschreibung des Verfalls des Judenreiches und des nahenden
Weitendes der neue Anfang in Fassung 1: „Dann offenbart sich
der Messias.“ Der Antichrist leitet notwendig den Weltuntergang
ein; der lange Dämonenkatalog paßt weder sachlich noch stilistisch
in die Apokalypse5. Freilich — noch ein Wort ist dabei unerklärt
1 Der Satz ist in Fassung II ausgefallen.
2 Sie ist dem Mandäer besonders verhaßt.
3 Über diese in den Mönchsberichten häufige Erscheinung vgl. 'Historia
Lausiaca und Historia monachorum S. 193.
4 Es ist der bei dem Redaktor der Fassung II übliche Neubeginn eines
Abschnittes.
5 Er berührt sicli mit der langen, mehrfach überarbeiteten Aufzählung
IX 1 p. 222ff., die aus zwei aneinander gefügten Bearbeil ungen ein und des-
selben älteren Textes besteht.