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R. Reitzenstein:
Von dem Texte der Kantäer fehlt nur ein kleiner Satz, „Wann
wird die Ruhe den Seelen bewilligt werden, die in der Welt Verfol-
gung erfahren ?“ Gemeint ist, wie eine Fülle von Parallelen zeigen,
die Bedrückung oder Verfolgung durch die Sieben, welche die
Seelen in dem immer erneuten irdischen Leben erleiden. In dem
mandäischen Text ist dafür gesagt, daß der Gottessohn diese
Welt bereits verlassen hat und zu dem Gefängnis der Seelen, die
über der Erde weilen, emporgeflogen ist. Die „Höllenfahrt“
ist in Wahrheit eine Himmelfahrt, die Erzählung hat einen
anderen Typus angenommen. Dem theologischen Leser wird er
bekannt sein: es ist ja die Botschaft Henochs an die gefallenen
Engel (Aeth.Henochbuch cap.14 ff.), freilich in leichterUmgestaltung;
selbst die Betonung, daß der Gott seinen Vater nicht erst zu fragen
braucht, erklärt sich aus diesem Gegenbilde. Nun glaube ich nicht,
daß jener Henochbericht über die gefallenen Engel ursprünglich
jüdisch ist, verfolge das aber hier nicht weiter, da ich hoffen darf,
daß ein Kenner wie Prof. Bousset demnächst den Mythos von den
gefangenen und befreiten oder nicht befreiten Göttern und die
Beziehungen zwischen dem Henochbuch und den mandäischen
Schriften verfolgen wird. Nach, formeller Seite wichtig ist, daß
hier ein Stück aus einer längeren Apokalypse ausgesondert und
ihm eine allgemeinere Bedeutung gegeben ist. Das gleiche ist ja
offenbar auch an der angeführten Stelle des Petrusbriefes geschehen;
wir brauchen nur die Fortsetzung zu lesen: xolc, sv ©uXaxf,
7TV£U(J.aGt,V TTOpSuFsG EXY)pU^£V a~£I,T'/]GaGt.V ~OT£, OTS a~£^£-
S£)££to 7] tou Fsoü yaxpoFupia sv vjuipaic NLs xaTaax£ua‘Co;x£v/]c
xißcorou. Nur die „Geister“’ eines bestimmten Weltzeitalters sind
genannt. Daß auch bei Henoch die Bekleidung mit dem Himmels-
gewand ausdrücklich erwähnt wird und er der „Menschensohn“
wird (Aeth. Henoch 71, 14ff.), hebe ich wegen der späteren Aus-
führungen hervor.
Eine Art Fortsetzung des zuletzt behandelten Textes gibt
Genzä I. III 23 p. 104: „Eine Stimme rief aus der Höhe und aus
Auferstehung. Dann stehst du, Adam, und alie deine Stämme auf und gehest
nach deiner eignen Erde.“ Die beste Erklärung gibt der oben S. 26 angeführte
manichäische Text, der ganz auf altiranischen Vorstellungen beruht. Für
die Schilderung des Weltuntergangs durch Feuer und das Vertrocknen der
Meere genügt es vielleicht für jetzt auf Bousset, Religion des Judentums2
S. 323. 573 zu verweisen. Die Verkündigung ist ursprünglich nicht für den
ganz menschlich geschilderten Adam der jüdischen Legende, sondern für das
iranische Gottwesen entworfen, das der Welt die Beseelung gebracht hat.
R. Reitzenstein:
Von dem Texte der Kantäer fehlt nur ein kleiner Satz, „Wann
wird die Ruhe den Seelen bewilligt werden, die in der Welt Verfol-
gung erfahren ?“ Gemeint ist, wie eine Fülle von Parallelen zeigen,
die Bedrückung oder Verfolgung durch die Sieben, welche die
Seelen in dem immer erneuten irdischen Leben erleiden. In dem
mandäischen Text ist dafür gesagt, daß der Gottessohn diese
Welt bereits verlassen hat und zu dem Gefängnis der Seelen, die
über der Erde weilen, emporgeflogen ist. Die „Höllenfahrt“
ist in Wahrheit eine Himmelfahrt, die Erzählung hat einen
anderen Typus angenommen. Dem theologischen Leser wird er
bekannt sein: es ist ja die Botschaft Henochs an die gefallenen
Engel (Aeth.Henochbuch cap.14 ff.), freilich in leichterUmgestaltung;
selbst die Betonung, daß der Gott seinen Vater nicht erst zu fragen
braucht, erklärt sich aus diesem Gegenbilde. Nun glaube ich nicht,
daß jener Henochbericht über die gefallenen Engel ursprünglich
jüdisch ist, verfolge das aber hier nicht weiter, da ich hoffen darf,
daß ein Kenner wie Prof. Bousset demnächst den Mythos von den
gefangenen und befreiten oder nicht befreiten Göttern und die
Beziehungen zwischen dem Henochbuch und den mandäischen
Schriften verfolgen wird. Nach, formeller Seite wichtig ist, daß
hier ein Stück aus einer längeren Apokalypse ausgesondert und
ihm eine allgemeinere Bedeutung gegeben ist. Das gleiche ist ja
offenbar auch an der angeführten Stelle des Petrusbriefes geschehen;
wir brauchen nur die Fortsetzung zu lesen: xolc, sv ©uXaxf,
7TV£U(J.aGt,V TTOpSuFsG EXY)pU^£V a~£I,T'/]GaGt.V ~OT£, OTS a~£^£-
S£)££to 7] tou Fsoü yaxpoFupia sv vjuipaic NLs xaTaax£ua‘Co;x£v/]c
xißcorou. Nur die „Geister“’ eines bestimmten Weltzeitalters sind
genannt. Daß auch bei Henoch die Bekleidung mit dem Himmels-
gewand ausdrücklich erwähnt wird und er der „Menschensohn“
wird (Aeth. Henoch 71, 14ff.), hebe ich wegen der späteren Aus-
führungen hervor.
Eine Art Fortsetzung des zuletzt behandelten Textes gibt
Genzä I. III 23 p. 104: „Eine Stimme rief aus der Höhe und aus
Auferstehung. Dann stehst du, Adam, und alie deine Stämme auf und gehest
nach deiner eignen Erde.“ Die beste Erklärung gibt der oben S. 26 angeführte
manichäische Text, der ganz auf altiranischen Vorstellungen beruht. Für
die Schilderung des Weltuntergangs durch Feuer und das Vertrocknen der
Meere genügt es vielleicht für jetzt auf Bousset, Religion des Judentums2
S. 323. 573 zu verweisen. Die Verkündigung ist ursprünglich nicht für den
ganz menschlich geschilderten Adam der jüdischen Legende, sondern für das
iranische Gottwesen entworfen, das der Welt die Beseelung gebracht hat.