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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 12. Abhandlung): Das Mandäische Buch des Herrn der Größe und die Evangelienüberlieferung — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37689#0035
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Das mandäische Buch des Herrn der Größe.

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immer noch wollte die erwartete Endzeit nicht eintreten, selbst
nicht als neue Bedrängnis der Gemeinde erwuchs. Ein weiterer
Text, Johannesbuch cap. 74 (p. 236 Lidzb.) läßt uns die Mahnun-
gen zur Geduld und zum Glauben noch erkennen: Anös klagt um
seine Jünger, die um ihres Glaubens willen verfolgt werden; er
erbittet von seinem Vater den Weltuntergang, muß sich aber
von diesem vertrösten lassen „beruhige dich, beruhige dich, Anös-
(Jthra, und die Ruhe der Guten finde sich bei dir ein. Noch ist
das Maß der Welt nicht voll." Wohl gehen jetzt die gestorbenen
Gläubigen in die Gefangenschaft des Ungeheuers Ur; sie werden
von ihm verschlungen; aber vom Leben sind sie darum nicht ab-
geschnitten. Wenn die Welt vernichtet wird, geht Hibil mit den
streitbaren Engeln hin, öffnet ihm den Rachen, entreißt ihm die
Seelen der Gläubigen und gibt ihnen den Platz im Hause der
Vollendung1.
Der Trost mag lange vorgehalten haben und die Erwartung
der Wiederkunft zurückgetreten sein; aber als Jerusalem wieder
zerstört war und bald danach auch ein neuer Prophet, Muharn-
med, auftrat, gewann die alte Prophezeiung wieder Interesse,
die an das Erscheinen des falschen Propheten und die gewaltigen
Kriegsunruhen das Weitende knüpfte. Natürlich mußte sie nun
auch einen direkten Hinweis auf den arabischen Propheten auf-
nehmen und die tröstliche Versicherung, daß wer gegen ihn fest-
bleibt, in besonderer Ehre in der Lichtwelt stehen wird (49, 4 bis
51,3); Fassung II fügt hinzu, daß es der „letzte Prophet" ist;
jetzt muß also der Untergang der Welt eintreten „und der Glaube
fährt auf von der Erde“ (100,21 — 101,8). Etwas jünger ist r.
Genzä XV 1, das in enger Berührung mit XV 11 die Sendung
und Predigt des Anös schildert. Er versichert hier (p. 302 P.),
von der Sintflut bis zur Erbauung Jerusalems seien alle Seelen
zum Lichtort aufgestiegen; dann von der Erbauung Jerusalems
bis zum Zeitalter des Muhammed sei er zwischen seinen Schülern
gewesen2; von da an bis zur Zerstörung der Welt sei er auf-
gefahren zu Msunne-Kusta, dem Ort der Getreuen. Ganz an
den oben besprochenen Traktat XV 11 des rechten Genzä
1 Es ist die Befreiung der Gefangenen. Das verschlingende Ungeheuer,
dessen Namen wechselnd angegeben wird, bezeichnet bisweilen die oberste
der sieben Weltsphären; hier vertritt es offenbar die einzige Matartäf Strafort).
2 Die frühere Zerstörung Jerusalems bildet also keine Epoche in der
Weltgeschichte mehr; das Auftreten des Messias ebensowenig.

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