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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 12. Abhandlung): Das Mandäische Buch des Herrn der Größe und die Evangelienüberlieferung — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37689#0075
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Das mandäische Buch des Herrn der Größe.

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Gesandten, nur bringen sie ihr „Buch“ mit1. Dagegen ist zu der
Zeit, als diese Einlage der zweiten Fassung entstand, das Verhältnis
des Christentums zum Mandäertum stark geändert. Mit Waffen-
gewalt ist der „Rhomäer“ eingedrungen und will die Bekehrung
erzwingen, vgl. S. 89, 25 „Wenn er euch bedrängt und etliche von
euch tötet, so ängstigt euch nicht. Wenn er tötet, so tötet er nur
euren Körper, doch eure Seele wird auf der Lichterde weilen. Er-
schreckt nicht, ängstigt euch nicht und fürchtet euch nicht vor
Christus, dem Rhomäer, dem nichtigen, und vor dem, der die
Reden2 verdreht.“ Auch in den noch unveröffentlichten litur-
gischen Stücken finden sich öfters Abschnitte versprengt, die einen
allgemeinen Abfall zum Christentum befürchten; dem Treuen
muß ein besonderer Lohn verheißen werden. Das weist auf eine
Zeit, in welcher die Byzantiner in Mesopotamien, das Teil des
Perserreiches ist, siegreich Vordringen. Ich habe an die Zeit des
Chosroes II und des Kaisers Mauriems gedacht, Prof. Cichorius,
den ich befragte, an die Zeit des Heraclius; eine spätere wäre
ausgeschlossen. Die heiligen Schriften der Mandäer sind damals
noch einmal in christenfeindlichem Sinne überarbeitet worden.
Inhaltlich bietet auch dieses jüngste Stück wieder die War-
nungen vor Abfall und benutzt ebenfalls eine Apokalypse; so ist
beständige Berührung mit den älteren Texten unvermeidlich
(vgl. besonders S. 93, 1—11). Wir dürfen frühere Stellen aus den
späteren deuten. Wenn es S. 92, 8 heißt: „Ferner erkläre ich euch,
meine Jünger: Auf neun Monate tritt Nbü-Christus in den Bauch
seiner Mutter, der Jungfrau, ein und hält sich da verborgen. Als-
dann tritt er als Körper, Blut und Menstrualfluß heraus; auf
ihrem Schoße wächst er heran und saugt Milch,“ so erkennen wir
mit welchem Widerwillen den Mandäer die Vorstellung der mensch-
lichen Geburt des göttlichen Gesandten erfüllte3. Notwendig
1 Die Mandäer reden von den ßacuXen; nicht als von ihren Feinden,
freilich auch nicht als von ihren Königen.
2 Die Verkündigung, die Reden der Kusta.
3 Bei seiner eigenen Auffassung soll man von Doketismus nicht reden,
wenigstens nicht im Sinne einer bestimmten gnostischen Lehrmeinung. Die
Unterschiede der Auffassung sind in den verschiedenen Religionen tief be-
gründet, und wenn Horaz sagt swe mutata iuvenem figura imitaris, erklären
wir das nicht als Doketismus. Auch Mani kann sich die körperliche Geburt
eines Gottes so wenig denken, wie der Mandäer; auch ihm ist der körper-
haft geborne und am Kreuz gestorbene Jesus der avTigigoi; Sod'ixov; aber
den himmlischen Gesandten, den Enös der Mandäer, nennt auch er Jesus.
 
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