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Hülsen, Christian; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 13. Abhandlung): Der kleinere Palast in der Villa des Hadrian bei Tivoli — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37690#0004
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Christian Huelsen:

zösischer und italienischer Gelehrten gewesen1. Eine geodä-
tische Neuaufnahme aller Ruinen auf staatlichem Terrain ein-
schließlich des kleineren (West-) Palastes ist, unter Leitung von
Prof. V. Reina, durch die Zöglinge der Scuola tecnica in Rom
ausgeführt, und in vier Blättern im Maßstabe 1 : 1000 veröffent-
licht,2. Das umfangreiche Werk Pierre Gusmans (La Villa Im-
periale de Tibur, Villa Hadriana, Paris 1904) ist schätzbar durch
die sehr reichhaltige Zusammenstellung älterer Pläne und Abbil-
dungen der Villa sowie durch die Verwertung mancher unedierten
Aufnahmen französischer Architekten, läßt jedoch, namentlich in
dem kunstarchäologischen Teile, nur zu oft die nötige Kritik
vermissen. Für die Geschichte der Ausgrabungen hat namentlich
Lanciani mancherlei neues Material geliefert3, und es gibt kaum
ein neueres Werk über die Campagna di Roma oder über römische
Raukunst, in welchem die Villa nicht berücksichtigt würde4.
1 Es mag hier ein Wort eingefügt werden zur Erklärung des sonder-
baren Gebäudes zwischen dem mittleren Teile des Hauptpalastes und dem
Stadium, welches unter dem Namen „Caserma dei Vigili“ geht (Winnefeld
Taf. VII S; Gusman p. 91 f.). Mit seinen drei Geschossen niedriger Kammern,
welche nach außen gar keine Fenster, sondern nur schießschartenartige
Öffnungen haben, so daß sie Licht und Luft nur von dem schmucklosen Mittel-
hofe empfangen, dessen eine Seite fast ganz durch einen großen Torweg einge-
nommen wird, ist es für eine menschliche Wohnung so wenig geeignet wie
möglich. Dagegen paßt die Bauart sehr wohl für ein Horreum, ein Lager-
haus nicht für Lebensmittel, sondern für wertvolle Mobilien und Gebrauchs-
gegenstände. die zeitweise in verschiedenen Teilen der Villa verwendet wurden.
Die an der Westecke angebaute Zelle, mit Tür und zwei Fenstern, könnte
für den Wächter (horrearius) gedient haben. Grundriß und Aufriß des Ganzen
ist belehrend für die stadtrömischen Iiorrea, die als Staatsanstalten in großer
Zahl über alle Regionen verteilt waren, und keineswegs, wie es häufig geschieht,
einseitig als Getreidemagazine aufgefaßt werden dürfen (richtig Fiechter
bei Pauly-Wissowa R.-E. VIII p. 2459 f.),
2 Notizie degli scavi, 1906, p. 313,—317 und Taf. I—IV (danach unsere
Abb. 1). Während die geodätische Aufnahme (mit Höhenkurven von Meter
zu Meter) grundlegend ist, zeigt die Plandarstellung im einzelnen manchmal
Abhängigkeit von den Vorgängern, auch in Fehlern. S. u. S. 13 A. 2, S. 18
A. 3, S. 21 A. 1. Der Plan ist verkleinert wiederholt in dem handlichen
Büchlein Lancianis, La Villa Adriana, guida e descrizione, Rom 1906.
Lancjani, Storia degli scavi di Roma, besonders II, 108—119; Bul-
lettino clella Commissione archeologia comunale di Roma, 1895, 191 (über die
in englischen Sammlungen befindlichen Zeichnungen nach Mosaiken und
Gemälden aus der Villa).
4 S. das Literaturverzeichnis bei Mau-Mercklin, Katalog der Insti-
tutsbibliothek in Rom I, 1, S. 552 f. Von deutschen Gesamtdarstellungen
sei M. L. Gothein; Geschichte der Gartenkunst I, S. 116ff., hervorgehoben.
 
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